Unsere Spezies entwickelte sich vor etwa 300.000 Jahren in Afrika und benutzte bis vor ungefähr 30 – 60.000 Jahren typischerweise Werkzeuge und Methoden der Werkzeugherstellung, die als Werkzeugsätze der Mittleren Steinzeit bezeichnet werden. Ungefähr zu dieser Zeit begannen sich eindeutige Werkzeugbausätze der jüngeren Steinzeit im nördlichen, östlichen und südlichen Afrika herauszubilden. Obwohl aktuellere Erkenntnisse auf eine viel spätere Verwendung der mittelsteinzeitlichen Werkzeuge in Westafrika, bis vor etwa 10.000 Jahren hindeuten, ist das Alter dieser Technologien kaum bekannt.
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Out of Africa
Stand der Wissenschaft ist: Der moderne Mensch verließ vor 70 000 bis 60 000 Jahren Afrika und besiedelte die gesamte Welt. Doch nicht alles ist so simpel, wie es scheint. Jüngste Studien zeigen: Es gibt nicht den einen kulturellen Kontext oder die eine kulturelle Revolution, die in Ostafrika ihren Ausgang nahm und sich dann bis nach Europa ausbreitete! Es gibt auch nicht den schrittweisen Fortgang kultureller Veränderung von Süden nach Norden. Im Gegenteil, ganz Europa erlebte den Beginn der jüngeren Altsteinzeit so gut wie gleichzeitig!
Exklusiv in der AiD 2/2023
Die aktuelle Studie, geleitet von Forschenden des Max-Planck-Instituts für Geoanthropologie, der Universität Cheikh Anta Diop de Dakar, der Universität Sheffield und der Universität von Südflorida, erweitert den Zeitrahmen, in dem Werkzeuge der Mittleren Steinzeit aus Westafrika bekannt sind, auf vor über 150.000 Jahre, basierend auf Ausgrabungen der küstennahen Stätte Bargny 1.
„Die Steinwerkzeugsammlung, datiert auf 150.000 Jahre vor unserer Zeit, zeigt klassische Merkmale der Mittleren Steinzeit, wie die Nutzung der Levalloistechnik und der Methode der Diskoidalen Reduktion sowie die Verwendung von kleinen retuschierten Abschlagwerkzeugen anstatt größerer Geräte“, sagt Dr. Khady Niang, Hauptautorin der Studie. „Die Funde von Bargny 1 sind mit ähnlich alten Funden aus anderen Teilen des Kontinents vergleichbar und der Fundort ist der erste in Westafrika, der auf das Mittlere Pleistozän datiert ist, also noch vor dem Beginn einer umfangreichen technologischen Regionalisierung in anderen Teilen Afrikas.“
Der Fundort selbst liegt in der Nähe der modernen Küstenlinie, südlich von Dakar, Senegal. Zwar wurden an der Fundstelle keine Artefakte gefunden, die auf eine direkte Nutzung der Küstenressourcen durch den Menschen hindeuten, doch bietet die Untersuchung der dazugehörigen Umgebungen eine umfassendere Perspektive.„Wir haben Mikrofossilien von Mangroven und Brackwasserpflanzen gefunden, die mit der Besiedlung des Standorts in Verbindung stehen“, ergänzt Dr. Chris Kiahtipes von der Universität von Südflorida, Ko-Autor der Studie. „Dies ist besonders interessant, da es zeigt, dass der Standort in der Nähe einer Flussmündung lag und demonstriert, wie wichtig diese Lebensräume für die Menschen in Vergangenheit und Gegenwart sind.“Die Studie hebt die langfristige Beständigkeit von Kernelementen mittelsteinzeitlicher Werkzeugsätze in Westafrika hervor, ohne Anzeichen für das Auftreten spezialisierter technologischer Entwicklungen, die andernorts beobachtet wurden, zu finden.
„Bevölkerungen der Mittleren Steinzeit passten sich an ein breites Spektrum von Lebensräumen an und setzten sich mit den klimatischen Veränderungen in ganz Afrika auseinander. Aber in Westafrika sehen wir eine beträchtliche ökologische Stabilität während der letzten 150.000 Jahre“, ergänzt Dr. Jimbob Blinkhorn. „Eine Erklärung für die von uns beobachtete dauerhafte kulturelle Kontinuität ist, dass es sich um eine stabile Verhaltensanpassung an stabile Umweltbedingungen handelt, während die potenzielle Isolierung von anderen Populationen in ganz Afrika auch zu einer demographischen Stabilität geführt haben könnte. Letztlich trägt unsere Studie dazu bei, die fortdauernde Nützlichkeit von Technologien der Mittleren Steinzeit zu verdeutlichen, um die vielfältigen Lebensräume in ganz Afrika zu bewohnen.“
Nach Pressemitteilung des Max-Planck-Institut für Geoanthropologie