Das mehrere Bauphasen aufweisende Bauwerk wurde während des akeramischen Neolithikums B, also vor gut 10.000 Jahren errichtet. Es liegt auf der Hügelkuppe des Göbekli Tepe unweit des „Wunschbaumes“ und wurde 1997 unter der Leitung von Klaus Schmidt freigelegt. Erste provisorische Sicherungsmaßnahmen, u.a. Aufrichten und Zusammensetzung von gebrochenen T-Pfeilern wurden noch während der Grabung durchgeführt. Das Bauwerk ist seit über 25 Jahren der Witterung ausgesetzt, die die erneuten Konservierungsmaßnahmen zum Erhalt des Bauwerks jetzt notwendig gemacht haben.
Bereits vor zwei Jahren konnte das Schutzdach über den entsprechenden Grabungsarealen saniert werden. Und parallel dazu die Konservierungsarbeiten geplant werden. Die Fugen des Mauerwerks waren über die Jahre vom Wind ausgeblasenen worden, sodass die Standsicherheit der jungsteinzeitlichen Mauern gefährdet war. Die Neuverfugung des Mauerwerks erfolgt mit einem Erdmörtel aus recyceltem, neolithischen Erdmaterial ohne moderne Zuschlagsstoffe.
Im Zuge der Maßnahme wurden auch zwei, zwischenzeitlich umgestürzte T-Pfeiler wiederaufgerichtet und die Bank im östlichen Abschluss des Gebäudes aus seinen Originalteilen rekonstruiert. Zum Schutz des neolithischen Kalkestrich-Fußbodens wurde eine reversible, mehrlagige Schutzschicht aus gesiebtem neolithischen Feinsediment, diffusionsoffenem Geotextil, gesiebtem Schotter des Grabungsabraums, sowie einem dem neolithischen Fußboden nachempfundenen Kalkestrich aufgebracht.
Der neolithische Fundplatz Göbekli Tepe ist seit 2018 UNESCO Weltkulturerbe und wird seit 1995 vom Deutsche Archäologischen Institut in Kooperation mit dem Sanliurfa Museum und seit 2020 in Kooperation mit der Universität Istanbul unter der Leitung von Prof. Dr. Necmi Karul im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Tourismus der Republik Türkei ausgegraben.
Die laufenden wissenschaftlichen und denkmalpflegerischen Arbeiten des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Istanbul werden von Dr. Lee Clare koordiniert und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit 2012 als Langfristprojekt gefördert. Die diesjährigen Konservierungsmaßnahmen konnten dank der finanziellen Unterstützung durch Kulturerhalt-Mittel des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland und des Baudenkmalausschusses des Deutschen Archäologischen Instituts durchgeführt werden.
Parallel zu den Arbeiten am Leopardenpfeilergebäude haben auch an weiteren Bauten denkmalpflegerische Sicherungsmaßnahmen begonnen. Die Arbeiten dienen auch dazu junge türkische Kollegen an Konservierungstechniken heranzuführen, um im Sinne einer Bauhütte nachhaltig Kompetenzen für die Sicherung des Kulturerbes durch künftige Generationen zu schaffen. Die Kombination von Kulturerhalt mit sozialen Zielsetzungen ist ein besonders tragfähiges Modell für die Zukunft von Welterbestätten wie Göbekli Tepe und wird vom DAI weltweit verfolgt.
Pressemitteilung des DAI