Mit Tierstil verziertes Schmuckstück aus Erfurt-Alach

Das zu Erfurt gehörende Dorf Alach liegt etwa 7 km nordwestlich der Landeshauptstadt. Am östlichen Ortsrand wurde 1967 und 1981 ein Gräberfeld des späten 6. und frühen 7. Jh. mit zwei reich ausgestatteten Männerbestattungen ausgegraben. Hinweise auf die zugehörige Siedlung fehlten bislang.

Tierstil, umgearbeitete Gürtelzunge
Erfurt-Alach. Umgearbeitete Gürtelzunge mit Greifendarstellung im Tierstil 1. Foto: J. Hägele-Masnick, TLDA, Weimar.

In der Mitte des Dorfes befindet sich ein Gutshof, der bis zum Beginn des 19. Jh. zum Erfurter Peterskloster gehörte. Von der ursprünglich großzügig gestalteten Anlage ist heute nur noch ein kleines Areal erhalten. Um den Steinbau von 1713 soll 2023 eine kleine Wohnanlage entstehen, in Zuge dessen umfangreiche archäologische Untersuchungen auf dem Grundstück durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) erfolgten.

Ein Fundstück zeigte sich dabei deutlich älter als die übrigen Strukturen des 16. und 17. Jh. und hebt sich dadurch deutlich ab. Bei dem aus Bronze gegossenen und anschließend feuervergoldeten Objekt handelte es sich ursprünglich um eine Gürtelzunge, die jedoch umgearbeitet und möglicherweise als Anhänger getragen wurde. Darauf deutet eine Lötstelle an dem abgeschnittenen riemenseitigen Ende hin.

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Ungewöhnlicherweise ist das Stück auf beiden Seiten plastisch verziert. Eine Seite zeigt deutlich erkennbar einen Vogel oder Greifen mit nach hinten gewendetem Kopf. Der Rand dieser Schaufläche ist durch eine plastische Doppelleiste begrenzt. Die Gegenseite zeigt ebenfalls eine plastische Tierstilornamentik; das Motiv lässt sich jedoch nicht entschlüsseln. An einem kleinen Ring sind drei keulenförmige Anhänge angeordnet, die zum Rand des Musterfeldes laufen und sich dort mit dem eines zweiten, gleichgestaltenden Motives verbinden. In dem riemenseitigen Bildteil ist eine kleine blaue Glaseinlage eingearbeitet; möglicherweise das Auge eines dargestellten Tierwesens. Der Rand dieser Seite ist durch zwei parallel verlaufende Leisten gestaltet, die ein Feld aus aneinandergereihten Rechtecken flankieren. Vom Rand aus weisen in regelmäßigen Abständen spitze Dreiecke ins Bildfeld. Auf dieser Seite befindet sich auch die bereits erwähnte Lötstelle mit Zinnlot.

Das Stück datiert anhand des applizierten Tierstil I in das 6. Jh. und steht damit in direkter zeitlicher Verbindung zu dem bekannten Alacher Gräberfeld. Es kann als erstes Indiz für das Vorhandensein einer merowingerzeitlichen Siedlung im Bereich des Dorfkerns von Alach gewertet werden.

Mit freundlicher Genehmigung des Thüringischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie

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