Eine der größten Städte des Römischen Reichs
Das antike Durocortorum war die Hauptstadt der Provinz Gallien Belgica und eine der größten Städte des Römischen Reiches. Die Stadt erstreckte sich über 600 Hektar und war von einer mächtigen Mauer umgeben. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, während der Erweiterungsarbeiten in Reims, wurden die Umrisse dieser sogenannten „Augusteischen“ Mauer und die außerhalb der Mauern gelegenen Nekropolen entdeckt, die sich entlang der sieben Hauptzufahrtsstraßen erstreckten (Richtung Boulogne, Soissons, Paris, Lyon, Trier, Köln und Bavay). In 22 Jahren Forschung wurden 5000 Gräber untersucht, deren Funde zur Sammlung des Museums beitrugen.
Der Erste Weltkrieg zerstörte das Museum sowie einen großen Teil seiner Sammlungen und Dokumentationen. Abgesehen von der Kenntnis der Topografie der Grabstätten bleibt von den Ausgrabungen dieser antiken Nekropolen also nur sehr wenig übrig. Die Untersuchung des Verlaufs der „großen Mauer“ wurde von der Archäologie nur wenig erforscht. In diesem Zusammenhang stellt die Entdeckung eines unberührten Teils des Friedhofs in der Rue Soussillon eine außergewöhnliche Entdeckung für die Archäologen von Reims dar.
Ein unberührter Teil des Friedhofs in Reims
Die 1200 m², die in der Rue Soussillon ausgegraben wurden, stellen nur einen Teil eines großen antiken Friedhofs dar, der sich weit über die Baugrenzen hinaus erstreckte. Auf einem kleinen Hügel bestehen die Grabüberreste aus etwa zwanzig mit Nägeln befestigten Särgen und einigen Brandbestattungen. Sie sind von breiten Gräben umgeben, die den Römern ermöglichten, das Grundwasser aus diesem feuchten Gebiet zur nahegelegenen Vesle abzuleiten. Die hohe Dichte der Gräber ist besonders interessant in diesem Teil der Stadt, da er lange Zeit als sumpfiges Gebiet galt, das nicht für eine Ansiedlung geeignet war. Radiokarbondatierungen an den Knochen zeigen eine recht lange Begräbniszeit, die die gesamte Antike abdeckt.
In diesem kleinen Ensemble weckt das Vorhandensein eines monumentalen Kalksteinsarkophags (1 m hoch, 1,65 m lang und 0,80 m breit) Fragen nach dem Status des Verstorbenen. Der Deckel und der Sarg sind aus grobem Kalkstein gearbeitet, möglicherweise aus wiederverwendeten Blöcken. Die Befestigung dieser beiden Teile erfolgte durch acht Nägel (zwei auf jeder der vier Seiten), die mit Blei versiegelt wurden. Die Angestellte der Zollbehörde haben die beiden noch versiegelten Blöcke mit einem Scanner durchleuchtet, mit dem normalerweise Lastwägen untersucht werden. Nachdem festgestellt wurde, dass kein Bleibehälter im Sarginneren vorhanden ist, wurde eine Untersuchung mit einer Endoskopkamera durchgeführt. Dabei wurden ein Skelett und Grabbeigaben gefunden.
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Eine Frau von hohem Status aus Reims?
Nach dem Entfernen der Eisenklammern ermöglichte ein Hebezeug die Trennung der beiden Teile des Sarges. Er enthält die Überreste einer Frau, umgeben von vier Öllampen, zwei Glasgefäßen, die möglicherweise duftende Öle enthielten, einem kleinen Spiegel (in der Nähe des Kopfes), einem Bernsteinring und einem Kamm. Ein Teil dieses Inventars weist darauf hin, dass die Bestattung im 2. Jahrhundert n. Chr. stattfand. Proben des Sediments auf den Knochen und am Boden des Sarges werden Aufschluss darüber geben, ob pflanzliche Überreste oder Produkte zur Körperpflege vorhanden sind. Darüber hinaus erstellt das Inrap-Team in Reims eine genetische Datenbank zu den antiken Bestattungen in der Region im Rahmen eines Forschungsprojekts. Das aus einem Zahn des Skeletts entnommene DNA wird mit 80 Proben verglichen, um festzustellen, ob diese Frau zur örtlichen Elite oder zu weiter entfernten Gruppen gehört hat.
Nach einer Mitteilung des Inrap
Projektentwicklung: SCCV Soussillon (Migneaux Immobilier)
Wissenschaftliche Aufsicht: Regionale Archäologiedienststelle (Drac Grand Est)
Archäologische Forschung: Inrap
Wissenschaftliche Leitung: Émilie Jouhet, Inrap