Restaurierung der Tempeldecke im ägyptischen Esna abgeschlossen

Fachleute aus Ägypten und Deutschland haben die Restaurierung der Decke des Tempels von Esna abgeschlossen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren hatten 30 Restauratorinnen und Restauratoren unter Leitung von Ahmed Emam mehrere Hundert Figuren mit astronomischen Darstellungen von Schmutz befreit und so in den ursprünglichen Farben wieder sichtbar gemacht. „Mit dem Abschluss der Deckenrestaurierung hat das Projekt sein erstes und vielleicht wichtigstes Etappenziel erreicht“, sagte Professor Christian Leitz vom Institut für Alte Kulturen des Orients an der Universität Tübingen: „In den kommenden Jahren wollen wir vor allem die Innenwände des Pronaos sowie die verbleibenden Säulen vom Ruß befreien“

Deckenmalerei im Tempel von Esna
Orion, Sothis (= Sirius) und Anukis (von links nach rechts). Über ihnen die Himmelsgöttin Nut, die die Abendsonne verschluckt.Ahmd AminMinistry of Tourism and Antiquities (MoTA)


Die Restaurierung des Tempels von Esna ist ein gemeinsames Projekt des ägyptischen Ministeriums für Tourismus und Altertümer und der Universität Tübingen. Auf ägyptischer Seite lag die Projektleitung in den Händen von Dr. Hisham El-Leithy. Die farbenprächtigen Deckenreliefs zeigen Gottheiten, mythologische Figuren und Darstellungen von Sonne, Mond, Sternbildern und unterschiedlichsten astronomischen Konstellationen. Bei der Restaurierung kamen neben den Farben auch fast 200 Tintenaufschriften zu Tage, die vorher zur Gänze unbekannt waren. Mit ihrer Hilfe konnte zahlreiche Darstellungen erstmals identifiziert werden.

Astronomie von großer Bedeutung

„Die thematische Breite der Darstellungen unterstreicht die große Bedeutung, die der Astronomie im alten Ägypten zukam“, sagte der Tübinger Ägyptologe Dr. Daniel von Recklinghausen. Die Decke ist in insgesamt sieben Abschnitte aufgeteilt, die unterschiedliche Themen behandeln. Dazu gehören beispielsweise der tägliche Lauf der Sonne, die Mondphasen, die unterschiedlichen Nachtstunden oder auch der Neujahrstag. „Im zuletzt freigelegten Abschnitt spielt die Darstellung der Gottheiten Orion, Sothis und Anukis eine wichtige Rolle“, erklärte von Recklinghausen.
Orion steht stellvertretend für das gleichnamige Sternbild. Neben ihm dargestellt wird Sothis, was die altägyptische Bezeichnung des Sternbildes Sirius ist. „Sirius ist im Jahresverlauf 70 Tage lang am Sternenhimmel unsichtbar, bis er im Osten wieder aufgeht“, erläuterte Leitz: „Dieser Zeitpunkt war im alten Ägypten der Neujahrstag und kündigte zugleich den Beginn der jährlichen Nilüberschwemmung an.“ Die dritte Göttin Anukis war im Verständnis der Ägypter hingegen verantwortlich für den Rückgang der Nilflut rund 100 Tage später.

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Spektakuläre Deckengemälde im Tempel von Esna entdeckt

Deutsche und ägyptische Forscher haben im Tempel von Esna in Oberägypten eine Serie farbenprächtiger Deckenbilder freigelegt. Wie Professor Christian Leitz von der Universität Tübingen berichtete, handelt es sich bei den reliefartig ausgeführten Bildern des mittleren Deckenabschnitts um insgesamt 46 Darstellungen der oberägyptischen Kronengöttin Nechbet sowie der unterägyptischen Kronengöttin Wadjet.


Mit der jetzt abgeschlossenen Restaurierung besitzt Ägypten nun zwei herausragend erhaltene astronomische Decken in Tempeln. Die eine befinden sich im Tempel von Dendara rund 60 Kilometer nördlich von Luxor, hier sind die dominanten Farben Weiß und Hellblau. Im Tempel von Esna sind die Themen teilweise ähnlich, aber die Farbgebung völlig anders, die dominanten Farben sind hier vor allem Gelb und Rot. Die Arbeiten in Esna wurden gefördert von der Ancient Egypt Foundation, dem American Research Center in Egypt und der Gerda-Henkel-Stiftung.


Vom Tempel in Esna, 60 Kilometer südlich des ägyptischen Luxor, ist nur noch die Vorhalle (der sog. Pronaos) erhalten, diese aber vollständig: Mit 37 Metern Länge, 20 Metern Breite und 15 Metern Höhe wurde der Sandsteinbau spätestens unter dem römischen Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) vor das eigentliche Tempelgebäude gesetzt und dürfte dieses in den Schatten gestellt haben. Die Lage mitten im Stadtzentrum hat wohl dazu beigetragen, dass die Vorhalle erhalten blieb und nicht wie andere Gebäude während der Industrialisierung Ägyptens als Steinbruch zur Gewinnung von Baumaterial genutzt wurde. Schon zu Napoleons Zeiten erregte der Pronaos in Fachkreisen große Aufmerksamkeit, da man ihn als Idealbeispiel altägyptischer Tempelarchitektur betrachtete.

Meldung von idw

Originalpublikation: Uni Tübingen

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