Ein Märtyrer der Archäologie
Der „Khaled al-Asaad“-Preis verdankt seinen Namen einem syrischen Archäologen, der sein Leben dem Schutz des kulturellen Erbes geopfert hat. Bei der diesjährigen Preisverleihung betonte der ehemalige Direktor des UNESCO World Heritage Center, Mounir Bouchenaki, dass Khaled al-Asaad „ein Märtyrer der Archäologie“ gewesen sei. Khaled al-Asaad widmete mehr als 50 Jahre seines Lebens Palmyra, einer antiken Oasenstadt in der syrischen Wüste nordöstlich von Damaskus. Der angesehene Archäologe trat 2003 in den Ruhestand, nachdem er jahrelang die Leitung der antiken Stätte innehatte. Dennoch führte er dort weiterhin Forschungen durch, bis die Region in die Hände des sogenannten Islamischen Staates fiel.
Drei seiner Söhne und sein Schwiegersohn, ebenfalls Archäologen, konnten rechtzeitig in die Hauptstadt fliehen und dabei Hunderte Artefakte retten. Doch Khaled al-Asaad bestand darauf, Palmyra nicht zu verlassen. Schließlich nahm der IS ihn in Gefangenschaft und befragte den Archäologen über den Verbleib versteckter Artefakte. Nachdem er sich geweigert hatte, mit den Extremisten zu kooperieren, enthaupteten der IS Khaled al-Asaad im August 2015.
Schätze aus dem Schlamm
Die Statuen stammen aus der Zeitspanne zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. Sie lagen 2.300 Jahre lang zusammen mit Münzen, Votivgaben sowie lateinischen und etruskischen Inschriften im Schlamm und Thermalwasser eines Weihheiligtums. Dieses Heiligtum, mit seinen Becken, terrassierten Ebenen, Brunnen und Altären, existierte bereits seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. und wurde bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. genutzt. Die Becken waren mit massiven Steinsäulen verschlossen und die Objekte so vor Zugriffen geschützt. Daher handelt es sich bei der Freilegung tatsächlich um das größte Depot von Statuen im antiken Italien. Die Statuen, von denen fünf nahezu einen Meter hoch sind, befinden sich in einem außergewöhnlich guten Erhaltungszustand. Höchstwahrscheinlich wurden sie von einheimischen Handwerkern gefertigt.
Der ausgezeichnete Zustand der Statuen hat zudem eingravierte Inschriften in etruskischer und lateinischer Sprache erhalten. Die Statuen sowie die zahlreichen Votivgaben stammen von angesehenen Familien aus Etrurien, darunter die Velimnas aus Perugia und die Marcnis aus der Umgebung von Siena. Sie repräsentieren die Elite der etruskischen und späteren römischen Welt, zu der Landbesitzer, lokale Herrscher, wohlhabende Römer und sogar Kaiser gehörten. Diese Entdeckung deutet überraschenderweise darauf hin, dass die etruskische Sprache viel länger überlebte als bisher angenommen.
Die Erforschung des Heiligtums in San Casciano dei Bagni ist ein beeindruckendes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, dem Kulturministerium, der wissenschaftlichen Leitung durch Jacopo Tabolli der Università per Stranieri di Siena, lokalen Freiwilligen und Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen, darunter Architekten, Geologen, Archäobotaniker, Epigrafie- und Numismatikexperten, von verschiedenen Universitäten weltweit.
Weitere nominierte Entdeckungen
Die vier anderen Nominierungen des Jahres 2022 für den 9. „Khaled al-Asaad“-Preis waren:
• In Ägypten stießen Forschende in der Nekropole von Saqqara auf die Pyramide der Königin Neith, die 300 Särge und 100 Mumien barg.
• Hinweise auf den ältesten Maya-Kalender wurden in Guatemala entdeckt. Der „Sonderpreis“ für den größten Zuspruch auf der Facebook-Seite der BMTA wurde an diesen Fund vergeben.
• Inmitten Mossul-Talsperre im Irak tauchte eine Stadt aus der Bronzezeit aus dem Tigris auf.
• In Midyat in der Türkei offenbarte sich eine große unterirdische Stadt, die über 2.000 Jahren alt ist.
Nach einer Pressemeldung der Borsa Mediterranea del Turismo Archeologico