Ausmaße des Hauses von Seddin lassen an Versammlungsgebäude denken
Das nach West-Ost ausgerichtete sogenannte Wandgräbchenhaus ist mit einer Breite von zehn Metern und einer Länge von 31 m bisher das größte seiner Art. Die Ausmaße des Hauses lassen an eine Funktion als Versammlungsgebäude denken. Indiz dafür sind unter anderem die großformatigen Steine, welche in den Wandgräbchen als eine Art steinernen Grundsockel gefunden wurden. Die Wände des Baus bestanden aus Holzbohlen und einem Flechtwerk mit Lehmverputz. Aufgrund der geschätzten Gebäudehöhe von sieben Metern wird angenommen, dass noch weitere Geschosse zum Wohnen und zur Lagerung existierten.
Im Inneren der westlichen Gebäudehälfte befand sich zentral gelegen eine Feuerstelle. An der nördlichen Längswand wurde ein Miniaturgefäß geborgen, welches als rituelle Opferung gedeutet wird. Bisher konnte ein Eingang in der Südwand identifiziert werden. Nach Erkenntnissen der 14C-Daten stammt der Bau aus der Zeit vom 10. bis zum 9. Jahrhundert v. Chr. und ist damit nur geringfügig älter als der Grabhügel. Ein zweites, kleineres Gebäude, das noch nicht vollständig ausgegraben wurde, liegt direkt neben dem vollständig freigelegten Wandgräbchenhaus.
Seit März 2023 wird im Rahmen des Kooperationsprojektes „Siedlungsumfeld Seddin (SiSe)“ des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und dem Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Georg-August-Universität Göttingen das Gelände nahe des Seddiner „Königsgrabs“ erforscht. Die Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) erlaubt erstmals die archäologische Ausgrabung von umfangreichen Flächen.
Vergleichbare Bodenbefunde zum Haus von Seddin liegen aus Hamburg-Marmstorf, Klein Bünstorf (Bad Bevensen, Niedersachsen) und Alt Wendischtuhn (Bleckede, Niedersachsen) vor. Kürzlich ist bei Brielow, (Ldkr. Potsdam-Mittelmark, Brandenburg) ein ebenfalls West-Ost ausgerichtetes Wandgräbchenhaus entdeckt worden. Alle diese Gebäude sind jedoch wesentlich kleiner als die Seddiner „Halle des Königs“. Die Verteilung zeigt eine eindeutig norddeutsche Verbreitung mitunter in Elbnähe, die gut mit dem kulturellen Gepräge des Horizontes am monumentalen Grabhügel übereinstimmt.
Pressemeldung des BLDAM