In den Abbildungen aus früheren Forschungen weisen die Pollenklumpen Merkmale auf, die vermuten lassen, dass sie ungefähr zeitgleich mit dem Neandertaler datieren. Das Vorhandensein von taxonomisch gemischten Klumpen deutet allerdings darauf hin, dass diese Pollen nicht von ganzen Blüten stammen. Ein möglicher Grund hierfür könnte sein, dass sie von nistenden Solitärbienen gesammelt und in Klumpen dort abgelagert wurden. Andere Erklärungsansätze sind ebenfalls denkbar, wie beispielsweise das Platzieren von Pflanzen über dem Verstorbenen. Zudem können, zumindest unter modernen Bedingungen, die analysierten Blüten nicht gleichzeitig gesammelt worden sein – ein weiteres Argument gegen die Hypothese, dass die Blumen zum Zeitpunkt des Todes gepflückt wurden, um mit dem Körper abgelegt zu werden.
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Höhle diente als Depot für Neandertaler- und Tierknochen
Mehr als achtzig Jahre nachdem man die Guattari-Höhle in San Felice Circeo entdeckte, lassen sich nun aus spektakulären Funde neue Erkenntnisse zum Neandertaler und seinem Verhalten gewinnen. Zudem fanden Forschende Knochen von Hyänen, die Reste von Elefanten, Nashörnern, Höhlenbären und dem Auerochsen.
Chris O. Hunt und sein Team betonen, dass die Debatten um die «Blumenbestattung» in vielerlei Hinsicht vom wichtigsten Aspekt abgelenkt haben: dass das Skelett zu einer Gruppe von Neandertaler-Bestattungen gehört, die in ihrer Anzahl und Nähe zueinander nahezu einzigartig ist. Die Implikationen dieser Bestattungspraxis in Bezug auf das Raum- und Ortsgefühl der Neandertaler sind wahrscheinlich der faszinierendste Aspekt – weniger die Frage, ob ein Individuum mit Blumen bestattet wurde oder nicht.
Es scheint sehr wahrscheinlich zu sein, dass die erneute Verwendung desselben charakteristischen Ortes für die Niederlegung der Toten dafür spricht, dass die Neandertaler von Shanidar ihre bewohnte Landschaft als «geschichtsträchtig» wahrnahmen, ähnlich wie es moderne Menschen tun.
Nach einem Artikel auf Science Direct