Eine Situla (lat. Eimer) ist ein Gefäßtyp, der vor allem im etruskisch-italienischen Gebiet und in der Hallstatt-Kultur vorkam. Situlen verwendete man zur Aufbewahrung und dem Mischen von Flüssigkeiten, unter anderem Wein. Vergleichbare Gefäße wurden bislang vorwiegend in Slowenien und Oberitalien entdeckt. Die Situla von Irlbach ist das erste Gefäß dieser Art, das bislang deutschlandweit entdeckt wurde. Außerdem fanden sich im Grab noch weitere Bronzegefäße wie eine bronzene Schnabelkanne und zwei Bronzebecken, die aus dem etruskischen Raum stammen. Neben besonderer Keramik und weiteren ungewöhnlichen Beigaben komplettiert ein kleiner goldener Ring diese Grabausstattung, die für eine Person der absoluten Elite dieser Zeit zusammengestellt wurde.
Diese sensationellen Funde, die für den ostbayerischen Raum von kaum abschätzbarer Bedeutung sind und neue, bislang unbekannte Aspekte für die überregionalen Verbindungen dieses Gebietes mit dem jenseits der Alpen erbringen werden, wurden am Sonntag unter Beisein zahlreicher Ehrengäste aus Politik und Wissenschaft im Irlbacher Begegnungshaus der Öffentlichkeit vorgestellt.
„Es ist ein Sensationsfund, wie es ihn so in Deutschland noch nicht gegeben hat“, betonte der Leiter der Bodendenkmalpflege am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Dr. Walter Irlinger. Denn diese Situla löst die Situla von Kuffern (Österreich) als die nördlichst gefundene seiner Art ab und ist der erste derartige Fund in Deutschland. Dies bringe ganz neue Aspekte. Die Situla von Irlbach werde in einem Atemzug mit der Situla von Vace, der Situla von Kuffern oder der Certosa-Situla genannt werden. „Irlbach ist nun für alle Archäologen ein Begriff.“
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Das große Interesse von zahlreichen Archäologen und Wissenschaftlern bei der Präsentation in Irlbach bestätigte diese Worte von Dr. Irlinger. Kreisarchäologe Dr. Ludwig Husty nahm die Besucherinnen und Besucher in seinem Vortrag mit auf eine Reise vom Fund bis zur Präsentation. Im Herbst 2022 hatte Franz Radlbeck aus Irlbach die Situla auf einem Feld gefunden – ohne zu wissen, um was es sich genau handelt – und seinen Fund zum Kreisarchäologen gebracht. Dieser wusste sofort um die Besonderheit und ließ alles Weitere in die Wege leiten.
Die Arbeit für Dr. Husty freilich geht nun weiter: „Es stellen sich viele Fragen, die wir hoffen, mit der Zeit noch wissenschaftlich klären zu können“, so der Kreisarchäologe, der den Fund natürlich als „Höhepunkt meiner beruflichen Tätigkeit“ bezeichnet. Entsprechend beglückwünschten auch Landrat Josef Laumer und Irlbachs Bürgermeister Armin Soller den Kreisarchäologen. „Man sieht, wie wichtig ein Kreisarchäologe ist“, so Landrat Laumer. „Unser Landkreis-Motto lautet Tradition und Zukunft – wir wollen den Landkreis erfolgreich in die Zukunft führen, aber wir wollen auch unsere Vergangenheit ehren und bewahren.“
Wo genau die Situla von Irlbach nach der Restaurierung ausgestellt wird, ist noch nicht endgültig geklärt. Erste Wahl wäre das Gäubodenmuseum in der Stadt Straubing.
Pressemitteilung des Landratsamts Straubing-Bogen