SUBNORDICA – Archäologen erforschen versunkene Landschaften in Nord- und Ostsee

In einem Verbund mit drei internationalen Partnerinstitutionen ist es dem ins Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung (NIhK) gelungen, eine Forschungsförderung durch den Europäischen Forschungsrat (ERC) zu erlangen. Das als „ERC Synergy Grant“ geförderte Projekt SUBNORDICA wird sich mit der Erforschung der versunkenen Landschaften in Nord‐ und Ostsee beschäftigen.

Unterwasserarchäologie Subnordica
Unterwasserarchäologische Ausgrabung in der Ostsee, aufgenommen auf der NIhK‐Grabung inStrande bei Kiel, Foto: C. Howe

In den letzten zwei Jahrzehnten wurde Archäologen zunehmend bewusst, dass es eine große Lücke in unserem Verständnis der steinzeitlichen Besiedlungsgeschichte gibt. Bei dieser Lücke handelt es sich um ca. 20 Millionen Quadratkilometer Land, die weltweit während der letzten Eiszeit zur Verfügung standen, weil der Meeresspiegel über Tausende von Jahren etwa 130 Meter niedriger lag als heute.

Auch die Ausdehnung von Nord‐ und Ostsee hat sich in den vergangenen 15.000 Jahren radikal geändert. Es gab Landschaften mit, Hügeln, Seen, Flusstäler und vorgelagerten Inseln, die oberhalb des Meeresspiegels lagen und den Lebensraum von Tieren und Menschen bildeten. Diese, heute auf dem Meeresgrund gelegenen Gebiete stellten zwischen dem 10. und 5. Jahrtausend attraktive Lebensräume für steinzeitliche Jäger‐, Fischer‐ und Sammlergruppen dar. Infolge des globalen Erwärmung seit der letzten Eiszeit sind diese Landschaften überflutet worden und noch immer nahezu vollständig unerforscht. Heute sind die in ihnen erhaltenen Spuren und Besiedlungsreste bedroht, da die Meere weltweit verstärkt wirtschaftlich genutzt und im Zuge der Energiewende konsequent erschlossen werden.

Ca. 13.2Mio € für das Projekt SUBNORDICA

Um vor diesem Hintergrund die Erschließung und Erforschung der im Meeresboden von Nord‐ und Ostsee konservierten steinzeitlichen Landschaftsrelikte und Siedlungsspuren zu unterstützen, hat die EU ca. 13.2Mio € für das Projekt SUBNORDICA bereitgestellt – eine Forschungskooperation zwischen dem Moesgaard Museum (DK), den Universitäten von Aarhus (DK) und Bradford (UK) und dem NIHK in Wilhelmshaven. Das Projekt wird die neuesten Technologien anwenden, um den Meeresboden zu kartieren, Künstliche Intelligenz und Computersimulation nutzen, um Gebiete zu identifizieren, in denen längst versunkene Siedlungen möglicherweise noch erhalten sind und erkundet werden können.

Subnordica Karte
Versunkene Landschaften (in rot) seit dem Ende der letzten Eiszeit, Abb. Universität Bradford

Das NIhK‐Team wird vor allem für den Bereich der südlichen Ostsee zuständig sein. Hier gilt es ertrunkene Wälder zur Datierung zu beproben sowie Merkmale und Spuren menschlicher Besiedlung zu definieren. Aber auch an der Untersuchung der versunkenen Landschaften in der Nordsee ist das NIhK mit geologischer, landschaftsgenetischer und vegetationsgeschichtlicher Expertise vertreten. Dabei geht es insbesondere um die Rekonstruktion ehemaliger Flussläufe in der südlichen und östlichen Nordsee.

Das internationale Projektteam besteht aus den Antragstellern Prof. Vincent Gaffney, Universität Bradford, Großbritannien, Dr. Katrine Juul Andresen, Universität Aarhus, Dänemark, Dr. Peter Moe Astrup, Moesgaard Museum, Dänemark und Dr. Svea Mahlstedt, Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung.

Nach einer Pressemeldung des NIhK Wilhelmshaven

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