Aufgrund der konservierenden Wirkung des Salzes erhalten sich vor allem organische Reste besonders gut, im Gegensatz zu anderen Ausgrabungen, bei denen derartige Funde absolute Mangelware sind. Während der diesjährigen Kampagne im Georgenberg-Stollen kam nun ein Kinderschuh aus Leder zu Tage. Er entspricht in etwa der heutigen Schuhgröße 30.
„Unsere Forschungstätigkeiten am Dürrnberg liefern uns nun seit Jahrzehnten immer wieder wertvolle Funde, um die frühesten bergbaulichen Tätigkeiten wissenschaftlich zu erschließen. Der Zustand des gefundenen Schuhs ist überragend“, so Forschungsbereichsleiter Prof. Dr. Thomas Stöllner. „In der Regel zersetzen sich organische Materialien im Lauf der Zeit. Funde wie dieser Kinderschuh, aber auch Textilreste oder Exkremente, wie sie am Dürrnberg gefunden wurden, bieten einen überaus seltenen Einblick in das Leben der eisenzeitlichen Bergleute. Sie liefern wertvolle Informationen für unsere wissenschaftliche Arbeit.“
Das könnte Sie auch interessieren!
Bergbau durch die Jahrtausende
Die Artikel im Heft machen klar, wie hoch der Einfluss des Bergwesens für die sozial-, wirtschafts- und herrschaftsgeschichtliche Entwicklung in Mitteleuropa über alle Perioden hinweg zu bewerten ist. Von der steinzeitlichen Werkzeugherstellung, der Salzgewinnung und dem vormünzzeitlichen Handel in der Bronzezeit über das Eisen als Triebfeder für die Entwicklung von Waffen, Werkzeugen und mechanischen Konstruktionen bis zur sozialgeschichtlichen Transformation ganzer Gesellschaften stimmt es tatsächlich: Alles kommt vom Berge her.
Kinder unter Tage
Vom Dürrnberg sind bereits mehrere Funde von Lederschuhen bekannt, ein Kinderschuh ist jedoch immer etwas Besonderes, belegt er doch die Anwesenheit von Kindern unter Tage. Hinzu kommt, dass sich in diesem Fall ausnahmsweise ein Rest einer Schnürung aus Flachs bzw. Lein erhalten hat. Auf diese Weise sind Rückschlüsse erlaubt, wie die Schuhe geschnürt wurden. Die Machart des Schuhs gibt zudem Hinweise auf sein Alter: Vermutlich wurde der Schuh im 2. Jh. v. Chr. gefertigt.
Im näheren Umfeld des Fundes entdeckten die Archäologinnen und Archäologen weitere organische Reste: das Fragment einer hölzernen Schaufel in Form eines halben Schaufelblatts sowie Fellreste mit einer Schnürung. Möglicherwiese gehörten diese zu einer Fellhaube.
Die Ausgrabungen werden in den nächsten Jahren weiterhin fortgesetzt. Ziel ist es, die Gesamtausdehnung zu erschließen und damit möglichst umfassende Erkenntnisse über die Arbeit der eisenzeitlichen Bergleute und ihre Lebensweise zu erhalten. Zudem soll herausgefunden werden, welche Größe die Abbauhallen am Dürrnberg hatten. Montanarchäologische Grabungen und Forschungsverfahren liefern auf diese Weise wichtige Erkenntnisse zu Lebensbereichen, die noch nicht über andere Quellen belegt und erforscht werden können.
Die Forschungsarbeiten zu prähistorischer Salzgewinnung am Dürrnberg bei Hallein in Österreich sind Teil eines langfristigen Forschungsprojekts. Gefördert werden die Arbeiten durch die Salinen Austria AG und den Salinen Tourismus, durchgeführt werden sie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologische Wissenschaften der Ruhr-Universität Bochum.
Pressemeldung des Deutschen Bergbau-Museums Bochum
Das könnte Sie auch interessieren!
Schrift am keltischen Dürrnberg?
Naturwissenschaftliche Analysen lösen ein Rätsel der keltischen Salzmetropole am Dürrnberg bei Hallein: Ein Keramiktäfelchen mit angeblich griechischen Schriftzeichen ist viel jünger als vormals vermutet. Die Thermolumineszenz-Datierung ergibt ein Alter von ungefähr 800 Jahren. Das Schriftzeugnis stammt daher nicht aus der Eisenzeit um 400 v. Chr., obwohl auch schon zu dieser Zeit Kontakte bis nach Griechenland durch archäologische Funde auf dem Dürrnberg belegt sind.