Die Archäologie im Kanton Bern live miterleben: Das bietet das Ausstellungsformat «Archäologie aktuell. Berner Funde frisch aus dem Boden», das nun in die zweite Runde geht. Das Bernische Historische Museum zeigt im originalgetreu inszenierten Ausgrabungszelt regelmässig die neuesten Entdeckungen der Berner Archäologinnen und Archäologen. Die Funde erzählen bisher unbekannte Geschichten und bieten überraschende Einblicke in vergangene Lebenswelten wie den Ort beim Ammertenhorn, an dem während der Römerzeit Weihegaben niedergelegt wurden.
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Gletscherarchäologie
Die Gletscher schmelzen – und bringen auf der ganzen Welt archäologisch interessante Objekte zum Vorschein, die während Jahrzehnten, Jahrhunderten oder Jahrtausenden im Eis lagerten. Denn schon seit der Urgeschichte hinterlassen Menschen Spuren im Hochgebirge. Der kulturhistorische Wert solcher Eisfunde ist bedeutsam. Sie erzählen Geschichten aus der Vergangenheit und tragen bei zur Klärung von Forschungsfragen. Weshalb waren Menschen in den Alpen und auf Gletschern unterwegs? Mit welcher Ausrüstung? Was wissen wir über ihren Alltag, ihr Wirtschaften, ihr Zusammenleben?
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Hochplateau könnte ein heiliger Ort gewesen sein
Die Fundstelle beim Ammertenhorn in der Gemeinde Lenk im Berner Oberland wurde im Sommer 2020 von einem Läufer im Gelände entdeckt. Der Archäologische Dienst führte danach auf diesem abgeschiedenen Hochplateau in den beiden vergangenen Jahren Untersuchungen durch, um weitere Funde zu sichern. Inzwischen wurden hundert römische Münzen, das Fragment eines Votivbleches aus Bronze – es handelt sich dabei um eine Weihegabe in Form eines Blattes –, 27 Bergkristalle und weitere Objekte geborgen. Doch was ist die Bedeutung dieser Funde und warum nahm man damals, vor rund 2000 Jahren, die Strapazen eines Aufstiegs in diese Höhe auf sich? «Vergleichbare Fundensembles werden oftmals als Weihegaben gedeutet. Auch das Hochplateau zwischen Ammertenhorn und dem weithin sichtbaren, erhabenen Wildstrubelmassiv könnte ein heiliger Ort gewesen sein», erklärt der Berner Kantonsarchäologe Adriano Boschetti.
Gaben für Gottheiten
Dass die Alpen für die Römerinnen und Römer eine grosse Bedeutung hatten, zeigt ein 1926 im römischen Heiligtum von Thun-Allmendingen gefundener Sockel für ein Kultbild. Seine lateinische Inschrift besagt, dass er von der ortsansässigen Bevölkerung den Alpengöttinnen gestiftet wurde. Mit dem Niederlegen von Gaben konnten die Gläubigen damals mit diesen Gottheiten in Kontakt treten, etwa um sie zu besänftigen, um ihnen zu danken oder um sie um die Erfüllung eines Wunsches zu bitten. Die Neufunde vom Ammertenhorn werfen nun ein neues Licht auf den seit Längerem bekannten Fund aus Allmendingen. Offenbar gab es nicht nur am «Tor zu den Alpen», sondern auch im Hochgebirge heilige Orte, die immer wieder aufgesucht wurden.
Ein archäologisches Erlebnis für alle Bernerinnen und Berner
Die Zugänglichkeit und Erlebbarkeit dieser archäologischen Neufunde aus den Berner Alpen sind ein Ergebnis der Kooperation des Archäologischen Dienstes und des Bernischen Historischen Museums. «Aktuelle archäologische Forschungen stoßen bei den Bernerinnen und Bernern auf großes Interesse. Mit dem dynamischen Ausstellungsformat können die neusten Entdeckungen wie jene vom Ammertenhorn der Berner Bevölkerung frisch von der Ausgrabung gezeigt werden», freut sich Thomas Pauli-Gabi, Direktor des Bernischen Historischen Museums. Mittels Interviews mit den beteiligten Archäologinnen zu den Funden und der außergewöhnlichen Fundstelle können die Besuchenden die aktuelle Forschung hautnah miterleben. Interaktive Medienstationen vertiefen zudem das Wissen über einzelne Objekte.
Nach einer gemeinsamen Pressemeldung des Kantons Bern und des Bernischen Historischen Museums.
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