Urnen in der Orlasenke

In der Gemarkung Oberwellenborn, Lkr. Saalfeld-Rudolstadt, verläuft die Ferngastrasse EGL 442 West-Ost-orientiert am Südrand der bereits durch zahlreiche Fundplätze bekannten Orlasenke. Auf einem kleinen, im Westen und Osten von Dolomitrippen begrenzten Plateau wurden durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) 62 Brandbestattungen erfasst, die dicht unter dem Pflughorizont in die anstehende Fließerde eintieften. In Flachgräbern mit passgenauen Gruben wurden 51 Keramikurnen platziert. Weitere 11 Brandschüttungsgräber bestanden aus West-Ost-orientierten, langovalen, mit Scheiterhaufenrückständen verfüllten Gruben, in denen die Urnen stets im Osten deponiert waren. Während sich die Flachgräber in dichter Anordnung im westlichen Bereich des Gräberfeldes konzentrierten, befanden sie sich im Osten vermischt mit Brandschüttungsgräbern in lockerer Anordnung. Die Befundverteilung legt nah, dass sich der Bestattungsplatz südlich und nördlich des Baufeldes fortsetzt.

Urne in der Orlasenke
Urne im Profil. Foto: F. Schönfeld, TLDA, Weimar

Die restauratorische Bearbeitung der im Block geborgenen Urnen erbrachte neben Leichenbränden sowie Deck- und Beigefäßen aus Keramik zahlreiche weitere Beigaben, darunter Fibeln, Scheren, Messer, Armreife, Ringe, Trinkhornbeschläge, eine Sichel und ein Rasiermesser. Ein Beigefäß aus Terra Nigra mit Bodenstempel und Strichverzierung belegt Kontakte ins linksrheinische, zum römischen Reich gehörende Gebiet. Vier eiserne Stabgürtelhaken erlauben die Datierung der ältesten Gräber in die Stufe Latène D1. Die jüngsten Bestattungen sind in die ältere römische Kaiserzeit zu stellen.

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Durch Gewicht, Farbe, Fragmentierungsgrad und Zusammensetzung des Knochenbrandes sind auch Aussagen zur Durchschnittstemperatur im Scheiterhaufen und weiteren Handlungen bei der Bestattung möglich. Die noch nicht abgeschlossenen anthropologischen Untersuchungen der Urnen aus Oberwellenborn belegen bereits, dass nur ein symbolischer Anteil der eigentlich zu erwartenden Leichenbrandmenge eines Menschen bestattet wurde. Dazu sind die verbrannten Knochenstücke relativ kleinteilig, was auf eine zusätzliche mechanische Zerkleinerung der Knochen verweist. Die Leichenbrandmengen variieren zwischen wenigen Gramm und 2 kg; vereinzelt fanden sich darin verbrannte Tierknochen oder andere organische Reste. Die Leichenbrände lassen sich anthropologisch Kindern bzw. Erwachsenen beider Geschlechter zuordnen.

U. Petzold, S.Bock

Meldung des Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie

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