Viminacium: Entdeckung eines römischen Windspiels mit Phallus

Archäologen haben an der archäologischen Stätte Viminacium in Serbien ein römisches Windspiel namens Tintinnabulum freigelegt, das einen auffälligen Phallus aufweist.

Das Tintinnabulum aus Viminacium
Das Tintinnabulum aus Viminacium (Foto: Institute of Archaeology Belgrade).

Die Wissenschaftler vermuten, dass solche Gegenstände, die in der Nähe von Türen von Häusern und Geschäften aufgehängt wurden, als magischer Schutz für die Räumlichkeiten dienten. Dieses Objekt entdeckten sie innerhalb der Überreste eines großen Hauses an einer Hauptstraße in Viminacium, auch als das „Pompeji Serbiens“ bekannt. Viminacium war in der Antike zwischen dem 1. und 6. Jahrhundert eine bedeutende Grenzstadt in der römischen Provinz Moesia. Sie zählte zu den größeren römischen Städten auf der Balkanhalbinsel und fungierte als Hauptlager der römischen Legio VII Claudia. Die Ruinen von Viminacium befinden sich heute in der Nähe der serbischen Stadt Kostolac, etwa 50 Kilometer östlich von Belgrad.

Die archäologische Stätte wurde, ähnlich wie Carnuntum in Österreich, niemals von einer modernen Stadt überbaut, was umfassende Untersuchungen ermöglicht. Während der jüngsten Ausgrabung entdeckten die Archäologen zunächst das Tor eines Gebäudes an einer der Hauptstraßen der Stadt. Sie stellten dabei fest, dass das Gebäude einst durch ein Feuer zerstört worden war. In der Brandschicht wurde ein Objekt entdeckt, das in Fachkreisen als Tintinnabulum bekannt ist.

Wie das Tintinnabulum im Ganzen aussah, wird sich erst nach der Konservierung des Objektes klären. Bislang ist erkennbar, dass es sich bei dem zentralen Teil des Objekts um ein sogenanntes Fascinum handelt: ein magisches Wesen mit einem Körper in Form eines geflügelten Phallus auf Beinen, mit eigenem Phallus und einem Schwanz in Form eines Phallus. An dem Fascinum waren vier Glocken angebracht, erklärten die Archäologen.

Phallusförmige Objekte sind auf einer Vielzahl von römischen Artefakten zu finden, von Amuletten über Fresken bis hin zu Mosaiken und Lampen. Sie repräsentierten in diesem Kontext ein Symbol, das Glück bringt und böse Geister vertreibt. So berichtete der antike Schriftsteller Plinius der Ältere etwa, dass Babys und Soldaten solche Amulette trugen, um göttlichen Schutz zu erhalten.

Nach einer Meldung des Instituts für Archäologie in Belgrad

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Die serbischen Archäologen beim Freilegen des Tintinnabulum in Viminacium (Video: Institute of Archaeology Belgrade).

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