In wenigen Metern Entfernung vom Fundort der Steinaxt befand sich eine in den Altarm eingelassene Abfallgrube, die unter anderem Flaschen und Dosen aus den 1920er Jahren enthielt. Die Überraschung war im wahrsten Sinne des Wortes groß, als in der Abfallgrube außerdem zahlreiche Fragmente von Walknochen auftauchten. Das XXL-Puzzle für Gewichtheber ergab, dass es sich um vier Abschnitte der Unterkiefer von Bartenwalen handelt. Die Abschnitte erreichen eine Länge von etwa 82 cm, weisen zahlreiche Hieb- und Schnittspuren auf und sind einseitig stark verwittert. An jeweils einer Sägekante sind Rostspuren einer eisernen Abdeckung und Nägel erhalten geblieben. Diese Details zeigen, dass es sich um Pfosten aus Walknochen handelt, die in Bremen im 18. bis 19. Jh. auch an anderer Stelle belegt sind, beispielsweise
als Begrenzungen für Grundstücke oder Wege. Ein Reiseführer für die »Umgegend von Bremen« aus dem Jahr 1893 vermerkt für den Straßenabschnitt der Fundstelle »Stücke von Walkiefern dienen an der Straße als Prellsteine, ca. 120 m breit«. Die sperrigen Pfähle dieses einst imposanten Monuments der bremischen Walfanggeschichte wurden anscheinend, nachdem sie unbrauchbar oder aus der Mode gekommen waren, vor Ort in verschiedenen Abfallgruben entsorgt. Bereits 1980 hatte man bei Erdarbeiten auf der gegenüberliegenden Seite der Oberneulander Landstraße ein vergrabenes Walkieferfragment entdeckt. Heute sind die letzten verbliebenen Relikte des frühneuzeitlichen Walfangs wichtige Quellen für zoologische und umwelthistorische Forschungen.
| H. C. Küchelmann, V. Friesen, Freie Hansestadt Bremen, Landesarchäologie
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