Wissenschaftliche Analyse enthüllt die farbenfrohe Schönheit der Parthenon-Skulpturen

Der Einsatz bildgebender Verfahren und wissenschaftlicher Untersuchungen an den Parthenon-Skulpturen im Britischen Museum hat Beweise für den Schnitzprozess geliefert und Spuren von Farben, die zur Verzierung der Skulpturen verwendet wurden.

Artikel zur Farbgebung der Parthenon-Skulpturen
Abbildung Ostfries, Block V, Abbildung 32. a) sichtbares und b) VIL-Bild. Der weiße Pfeil in (b) zeigt die Position der Probe für die Raman- und SEM-EDX-Analyse. Hellenistische Stele aus Amathus(?), Zypern, die zwei Frauen zeigt (Inv. Nr. BM 1894,1101.717, viertes bis drittes Jahrhundert v. Chr.); c) sichtbare und d) VIL-Bilder (Abbildungen b-d von Giovanni Verri) ©Trustees of the British Museum.

Bemalungen sind in archäologischen Kontexten nur selten erhalten, weshalb man lange Zeit davon ausging, dass antike griechische Marmorskulpturen unbemalt waren. Bei historischen Restaurierungen wurden oft Spuren der Bemalung entfernt, in dem Versuch, das angenommene ursprüngliche „Weiß“ der Skulptur wiederherzustellen. Dies hat es schwierig gemacht, das ursprüngliche Aussehen der Skulpturen zu verstehen und zu rekonstruieren.

„Die Parthenon-Skulpturen im Britischen Museum gelten als einer der Höhepunkte der antiken Kunst und werden seit Jahrhunderten von einer Vielzahl von Wissenschaftlern untersucht“, erklärt Dr. Giovanni Verri vom Art Institute of Chicago und ehemaliger Mellon-Stipendiat am Britischen Museum, wo ein Großteil der Forschung durchgeführt wurde. „Trotzdem wurden bisher keine Spuren von Farbe gefunden und es ist wenig darüber bekannt, wie sie geschnitzt wurden.“
Um dieses Problem zu lösen, haben Dr. Verri und ein Team von Forschern des Britischen Museums und des King’s College
London die Parthenon-Marmore im Britischen Museum genau unter die Lupe und untersuchten sie mit Hilfe der sichtbar-induzierten Lumineszenztechnik.

Pigmente von Ägyptisch Blau und Purpur

Das Visible-induced Luminescence Imaging ist eine von Dr. Verri entwickelte nicht-invasive Technik, die
mikroskopische Spuren eines Pigments namens Ägyptisch Blau aufspüren und so kleinste Reste von Farbe und
und Muster entdecken kann. Ägyptisch Blau ist ein künstlich hergestelltes Pigment, das aus Kalzium, Kupfer und Silizium besteht und bereits um 3000 v. Chr. in Ägypten verwendet wurde. Es war praktisch das einzige blaue Pigment, das man in Griechenland und Rom nutzte. In diesem Fall konnte das Team große Mengen des Pigments Ägyptisch Blau auf den
Parthenon-Skulpturen entdecken.

Kunstvolle Muster zierten die Gewänder der Parthenon-Skulpturen

Die Parthenon-Künstler verwendet es, um kunstvolle Blumen- und andere Muster auf den Gewändern
der Skulpturen zu malen. dies spiegelt die reiche und elegante Natur der klassischen Monumente wider.
Auch kleine Spuren von Weiß und Purpur wurden auf den Skulpturen entdeckt. Echtes Purpurpigment war im antiken Mittelmeerraum sehr wertvoll. Man gewann es aus Muscheln, jedoch offenbar nicht den der Parthenon-Skulpturen. Die genaue Art des Purpurs bleibt unklar, aber klassische Texte verweisen auf Rezepte zur Herstellung von Purpurfarben, die nicht aus Muscheln gewonnen wurden, und die von unbeschreiblicher Schönheit waren, weshalb es sich lohnte ein ‚Geheimnis‘ zu bewahren!

Die Belege für die Schnitzerei zeigen keinen eindeutigen technischen Eingriff zwischen der Oberflächenbearbeitung des
Marmor und dem Auftragen der Farbe. Es deutet vielmehr darauf hin, dass sich die Bildhauer auf die Reproduktion der
Form (z. B. Wolle, Leinen, Haut usw.) und nicht auf die Herstellung einer speziellen Oberfläche für das Anhaften der
Farbe fokussierten.

„Auch wenn die Oberflächen nicht explizit für den Farbauftrag vorbereitet wurden, so waren doch Schnitzerei und Farbe in ihrer Konzeption vereinigt. Die Parthenon-Künstler schufen Oberflächen, die ähnliche Texturen wie die der dargestellten nachempfanden. Es ist wahrscheinlich, dass sich die Maler diese mimetischen Oberflächen zunutze gemacht haben, um die endgültige Wirkung zu erzielen“, so Dr. Wootton vom King’s College.

Diese vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Bemalung der Parthenon-Skulpturen ein
aufwändigeres Unterfangen war, als man bisher angenommen hat.

Originalbeitrag:

Verri, G., Granger-Taylor, H., Jenkins, I., Sweek, T., Weglowska, K., & Wootton, W. (2023). The goddess’ new clothes: The carving and polychromy of the Parthenon Sculptures. Antiquity, 97(395), 1173-1192. doi:10.15184/aqy.2023.130

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