Das kleine Chloritfläschchen, das man unter zahlreichen geplünderten und geborgenen Artefakten in der Region Jiroft in der Provinz Kerman im Südosten des Iran entdeckt hat, enthält ein tiefrotes kosmetisches Präparat. Dieses basiert auf Hämatit, Manganit und Braunit, vermischt mit Wachsen und pflanzlichen Ölen. Aufgrund seiner spezifischen Zusammensetzung – die der eines modernen Lippenstifts sehr ähnlich ist – wurde es wahrscheinlich zum Färben der Lippen verwendet.
„Diese Entdeckung ergänzt die Ergebnisse einer Reihe von Forschungen, die zeigen, dass die Handwerker des alten Iran bereits vor 5000-4000 Jahren ein sehr fortschrittliches Wissen über natürliche, aber auch synthetische Metallverbindungen entwickelt hatten. Diese ermöglichten nicht nur die Herstellung von Kajal (unserem schwarzen Augenstift) sondern auch Farbgrundlagen auf der Basis von Bleicarbonat (Bleiweiß) und Lidschatten, die dank der Zugabe von Kupfer- und Bleichlorcarbonaten und vielleicht Harnstoff die Grundfarbe in Blau- und Grüntöne verwandelten“, erklärt Massimo Vidale von der Universität Padua.
„Die Tatsache, dass der neu entdeckte „Lippenstift“ nur minimale Spuren von Bleimineralien enthielt, deutet darauf hin, dass sich die Anwender dieser Technologie der Gefahren einer direkten Aufnahme dieses Metalls bewusst waren. Es legt auch die Möglichkeit nahe, dass das „Make-up“ in formellen und zeremoniellen sozialen Kontexten ein wichtiger Bestandteil der öffentlichen Darstellung der dominanten Rolle einer elitären Bevölkerungsschicht war.“
Nach einer Nachricht der UNIVERSITÀ DEGLI STUDI DI PADOVA
Originalstudie:
Eskandari, N., De Carlo, E., Zorzi, F. et al. A Bronze Age lip-paint from southeastern Iran. Sci Rep 14, 2670 (2024). https://doi.org/10.1038/s41598-024-52490-w