„Bei dem Gebäude aus dem 4. Jahrhundert handelt es sich um die älteste archäologisch belegte Kirche des Landes – ein sensationelles Zeugnis für das frühe Christentum in Armenien“, unterstreicht Prof. Dr. Achim Lichtenberger von der Universität Münster. „Bislang waren achteckige Kirchen hier nicht bekannt, wir kennen sie aber gut aus dem östlichen Mittelmeerraum, wo sie bereits seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. auftreten“, ergänzt Dr. Mkrtich H. Zardaryan von der Armenischen Akademie der Wissenschaften.
Typologisch entspreche der Fund frühchristlichen Memorialbauten. In den kreuzförmig angesetzten Anbauten entdeckten die Forscher Überreste von Holzplattformen, die mithilfe der Radiokarbondatierung auf die Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden konnten. Das Gebäude, dessen Oktogon einen Durchmesser von circa 30 Metern hat, war mit einem einfachen Mörtelfußboden und Terrakottaplatten ausgestattet. Funde aus Marmor deuten darauf hin, dass es aufwendig mit diesem aus dem Mittelmeerraum importierten Material geschmückt war. Das deutsch-armenische Team ist seit September in Armenien. Es wird die Ausgrabungen fortsetzen und hofft auf neue Funde, auch zu der Frage, wem diese Kirche geweiht war.
Hintergrund: Das „Armenian-German Artaxata Project“ (AGAP)
Artaxata ist der Ort in Armenien, an dem der Legende nach Gregor der Erleuchter gefangen gehalten wurde, bevor er 301 n. Chr. den armenischen König Tiridates III. zum Christentum bekehrte. Armenien wurde demzufolge der erste christliche Staat der Welt. Nur einen Steinwurf von der nun entdeckten Kirche entfernt liegt das mittelalterliche Kloster Khor Virap, das an diese Tradition erinnert. Artaxata war die Hauptstadt des armenischen Königreichs der Dynastien der Artaxiaden und Arsakiden. Die Stadt entwickelte sich in hellenistischer Zeit zu einer bedeutenden Metropole und war für knapp sechs Jahrhunderte die Hauptstadt des Königreichs Armenien.
Das armenisch-deutsche Forschungsteam erforscht seit 2018 die hellenistische Metropole Artaxata in der Ararat-Ebene. Das Grabungsprojekt zur Siedlungsarchäologie der antiken Stadt wird gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien.
Meldung der Universität Münster