In diesem Jahr konzentrierten sich die Arbeiten auf eine Villa mit landwirtschaftlicher Produktionsstätte sowie die weitere Erschließung eines römischen Militärlagers, das während der Belagerung der Stadt errichtet wurde.
Die Villa, die der lokalen Elite gehörte, ist die älteste ihrer Art, die bisher in der Region entdeckt wurde. Sie wurde etwa 80 Jahre vor der Zerstörung Fregellaes errichtet. „Es ist faszinierend, dass wir die architektonische Struktur einer so frühen Produktionsstätte freilegen konnten“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Dominik Maschek, Projektleiter am LEIZA. „Trotz der Brandspuren und des fast vollständig abgetragenen Baumaterials bieten die Funde wertvolle Einblicke in das ländliche Leben und die wirtschaftlichen Aktivitäten der damaligen Bewohner“.
Archäobotanische Untersuchungen und Funde von Amphoren und Vorratsgefäßen belegen, dass in der Anlage Wein, Obst und Getreide produziert wurde. „Vermutlich wurde der Wein nicht nur für den lokalen Markt produziert. Es ist gut möglich, dass dieser innerhalb des mediterranen Handelsnetzwerks bis nach Spanien und Frankreich verhandelt wurde. Der Anbau von Getreide und Obst war hingegen sicherlich für den lokalen Markt bestimmt“, erklärt Maschek.
Die Zerstörung der Anlage durch das römische Heer bedeutete nicht nur das Ende dieser Produktionsstätte, sondern auch den Verlust der Lebensgrundlage ihrer Bewohner. Maschek fügt hinzu: „Durch die gewaltsame Zerstörung wurde die gesamte Wirtschaft der Region nachhaltig geschädigt. Über 170 Jahre lang blieb die Landschaft unbesiedelt, bis das Gebiet schließlich als Abfalldeponie genutzt wurde. Wir haben zahlreiche Keramikgefäße gefunden, die um 50 n. Chr. datieren.“
Weitere Untersuchungen am Militärlager
Neben den Arbeiten an der Villa haben die Forschenden zudem das im letzten Jahr identifizierte Militärlager weiter untersucht. Das Lager, das zur Belagerung von Fregellae errichtet wurde, erstreckte sich über eine Fläche von 90 x 143 Metern und war von einem Wall und einem Graben umschlossen. Die Untersuchungen stützen die bisherigen Ergebnisse zur römischen Militärstrategie und der Belagerungstaktik. „Diese neue Information festigt unser Bild von der römischen Belagerung im Jahr 125 v. Chr.“, erklärt Maschek.
Die landwirtschaftliche Produktionsstätte und die umliegende Kulturlandschaft geben den Archäologen wichtige Hinweise auf das Ausmaß der Zerstörungen und die Folgen des römischen Feldzugs gegen Fregellae. Die diesjährigen Funde tragen entscheidend zum Verständnis der Veränderungen innerhalb der umliegenden Kulturlandschaft nach der Zerstörung bei. Im nächsten Jahr sollen die reichen Funde der Grabungen weiter untersucht und ausgewertet werden, mit dem Ziel, von den Zerstörungen des Jahres 125 v. Chr. bis zu den Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs die Auswirkungen von Krieg und Konflikt auf die Kulturlandschaft zu rekonstruieren.
Meldung LEIZA