Auszeichnung für archäologische Arbeit zur jüngsten Vergangenheit

Der Barbara-Scholkmann-Förderpreis für Historische Archäologie geht in diesem Jahr an Attila Dézsi für seine an der Universität Hamburg eingereichte Dissertation mit einem Thema aus der zeitgeschichtlichen Archäologie des 20. Jahrhunderts.

Grabung am ehemaligen Hüttendorf im Wendland, in der Nähe von Gorleben.
Grabung am ehemaligen Hüttendorf im Wendland, in der Nähe von Gorleben.© Attila Dézsi

Der mit 2.000 Euro dotierte Barbara-Scholkmann-Förderpreis wird in diesem Jahr zum vierten Mal an der Universität Tübingen verliehen. Die Abteilung Archäologie des Mittelalters der Universität und ihr Förderverein zeichnen damit Dissertationen aus, die einen Forschungsfortschritt für die Historische Archäologie bedeuten.

Attila Dézsi forscht am Sonderforschungsbereich „RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen“ (SFB 1070) der Universität Tübingen. Seine mit dem Scholkmann-Preis ausgezeichnete Dissertation trägt den Titel „Zeitgeschichtliche Archäologie des 20. Jahrhunderts an Orten des Protests. Kritische Archäologie und Community Archäologie der Freien Republik Wendland“, die er 2023 an der Universität Hamburg eingereicht und verteidigt hat. Er untersuchte darin Funde aus der Hinterlassenschaft des Hüttendorfs, das 1980 von Atomkraftgegnerinnen und -gegnern auf einer Waldlichtung in der Nähe von Gorleben im niedersächsischen Wendland errichtet wurde. Die Protestierenden wollten Arbeiten zur Suche nach einem Endlager für radioaktive Abfälle verhindern. Sie riefen am 3. Mai 1980 die Republik Freies Wendland aus; ihr Hüttendorf wurde nach einigen Wochen von Polizei und Bundesgrenzschutz geräumt.

Die Jury des Barbara-Scholkmann-Förderpreises bewertete Dézsis Thema als besonders innovativ, da sich die zeitgeschichtliche Archäologie in Deutschland bisher weitgehend auf Relikte des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Kriegs beschränkt habe. Die zeitliche Grenze werde durch die Dissertation ausgedehnt und belege das Potenzial archäologischer Herangehensweisen auch für die Erforschung der jüngsten Vergangenheit. Dézsi verbinde souverän Methoden der Archäologie mit Methoden der Empirischen Kulturwissenschaft, der Soziologie und der Zeitgeschichte, urteilte die Jury weiter. Er könne in seiner Arbeit Strategien eines teilweise von staatlicher Seite gewollten „Vergessenmachens“ des Protestdorfs aufzeigen, die bisher weder historisch dokumentiert noch klar diskutiert worden seien. Sein Ansatz einer Critical Archaeology leiste einen Beitrag zur Überwindung der Fächergrenzen zwischen der deutschen historisch geprägten hin zu einer anthropologisch geprägten Historischen Archäologie.

Meldung der Universität Tübingen

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