Beprobung eines bronzezeitlichen Dorfes in Ungarn

Der britische Archäologe David Clarke beschrieb archäologische Daten bekanntlich als „eine Probe einer Probe einer Probe“. Dies traf im Mai 2024 besonders zu, als ein internationales Team in der bronzezeitlichen Tellanlage von Békés-Várdomb arbeitete, um Daten für mehrere wissenschaftliche Untersuchungen zu gewinnen. Paul Duffy vom Institut für Prähistorische und Protohistorische Archäologie der Universität Kiel und Kollegen von der University of Georgia und dem Field Museum in Chicago trafen sich erneut an der bronzezeitlichen Stätte in Ungarn, um die Untersuchung der Gründung, des Ausbaus und des Zusammenbruchs einer Siedlung aus dem frühen zweiten Jahrtausend vor Christus fortzusetzen.

Lyndelle Webster (Österreichische Akademie der Wissenschaften) nimmt mikromorphologische Proben aus dem Tell Békés-Várdomb in Ungarn
Lyndelle Webster (Österreichische Akademie der Wissenschaften) nimmt mikromorphologische Proben aus dem Tell© Paul Duffy

Bei Békés-Várdomb handelt es sich um einen drei Meter hohen Tell, einen künstlichen Siedlungshügel (ca. 2100-1700 v. Chr.), in einem alten Flussarm. Der Tell ist Teil einer größeren Ansammlung von Fundstätten aus der Bronzezeit. Die Siedlung dürfte in ihrer Blütezeit mehr als 500 Menschen beherbergt haben. Sie war eines der größten Dörfer im heutigen Ostungarn. Gezielte geophysikalische Untersuchungen in den vergangenen Jahren haben ergeben, dass sich in der Nähe des Zentrums der Fundstelle zahlreiche verbrannte Häuser befinden. Am Tell selbst konnte das Team bis heute keine geophysikalischen Untersuchungen durchführen, da er mit Wald bewachsen ist.

Er ist 3,1 m hoch und wurde in den 1950er Jahren von den ungarischen Archäologen János Banner und István Bóna ausgegraben und anschließend wieder verfüllt. Nach der Entnahme von Bohrkernen im vergangenen Jahr, die die Lage der Fundstelle bestätigten, grub das internationale Team in diesem Jahr die Aufschüttung aus, um die Profile zu untersuchen und Proben zu nehmen. Es wurden systematisch Sedimentsäulen ausgegraben und Hunderte von Proben entnommen, um die Entwicklung der Stätte zu datieren (Radiokarbon), die Zusammensetzung und Abfolge der Schichten zu verstehen (Mikromorphologie) und die Zusammensetzung der Umwelt im Laufe der Zeit zu untersuchen (eDNA).

Die Auswertung der Funde und Befunden dauert an. Mit den Forschungsarbeiten soll die Frage geklärt werden, welche Rolle wirtschaftliche Komplementarität und soziale Ungleichheiten bei der Dynamik von Wachstum, Erfolg und Ausbreitung der ersten großen Bevölkerungsgruppen der Bronzezeit spielten.

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