In Mitteleuropa ist die Frühbronzezeit die Zeit der Aunjetitzer Kultur, zu der die reich ausgestatteten monumentalen Fürstengrabhügel von Leubingen und Helmsdorf sowie der in den letzten Jahren intensiv untersuchte Bornhöck gehören. Die Himmelsscheibe von Nebra, die astronomisches Wissen codiert, das zur Erstellung von Kalendern genutzt werden konnte, kennzeichnet die Fürsten der Aunjetitzer Kultur als mächtige Herren über die Zeit. Gesichert wurde ihre Macht von Armeen, deren Waffenausstattung sich in den großen Beilhortfunden der Frühbronzezeit wiederfindet.
Zeitgleich entstehen mit der El Argar-Kultur auf der iberischen Halbinsel und der Otomani-Füzesabony-Kultur des Karpatenbeckens weitere frühe Herrschaftszentren. Diesen Phänomenen, ihren Verbindungen und spezifischen Ausprägungen, widmet sich vom 26. März bis 13. Oktober 2024 in europäisch-vergleichender Perspektive die Ausstellung ›Dinastías. Los primeros reinos de la Europa prehistórica‹ (Dynastien. Die ersten Königreiche im vorgeschichtlichen Europa) im Museo Arqueológico Provincial de Alicante (MARQ) Alicante, Spanien, die in enger Kooperation mit dem Landesmuseum für Vorgeschichte entstand. Zahlreiche hochkarätige Funde aus Mitteldeutschland werden damit nach den letzten großen Schauen am British Museum in London und dem Drents Museum Assen erneut ein internationales Publikum begeistern. Auch an der umfangreichen wissenschaftlichen Begleitpublikation zur Ausstellung waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt maßgeblich beteiligt.
Ein Schwert aus dem Hort der Himmelsscheibe von Nebra als Highlight
Das Highlight unter den Leihgaben ist eines der Schwerter aus dem Hort mit der Himmelsscheibe von Nebra. Seit die Himmelsscheibe 2002 erstmals im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) präsentiert wurde, ist sie nicht nur zum Aushängeschild des Landesmuseums, sondern auch zu einer unverwechselbaren kulturellen Leitmarke des Landes Sachsen-Anhalt und zu einem Wahrzeichen der Archäologie ganz Deutschlands geworden. Im Jahr 2013 wurde sie mit der Aufnahme in das Memory of the World-Register der UNESCO zudem in den Rang eines Weltdokumentenerbes erhoben. In Alicante werden neben dem originalen Schwert auch eine Kopie der Himmelsscheibe und eine Kopie des zweiten Schwerts des Hortfunds zu sehen sein.
Einen weiteren Höhepunkt der Ausstellung bilden die Beigaben aus dem Fürstengrab von Leubingen. Bereits im Jahr 1877 durch den Jenaer Professor Friedrich Klopfleisch im Auftrag der Historischen Kommission der Provinz Sachsen ausgegraben, stellt der in Thüringen gelegene Großgrabhügel eines der beeindrucktesten Bestattungsensembles der mitteleuropäischen Frühbronzezeit dar. Im Hügel befand sich unter einer mächtigen Steinschüttung von 2,5 m Dicke eine zeltförmige Totenhütte aus Eichenbalken. Auf dem sorgfältig mit Steinen und Holzdielen ausgelegten Boden war ein älterer Mann in gestreckter Rückenlage beigesetzt worden. Das Grabinventar bestand aus einem großen Keramikgefäß, einem neolithischen Schuhleistenkeil aus Serpentin, einem Ambossstein, drei Dolchen, einem Stabdolch, zwei Beilen und drei Meißeln aus Bronze sowie Goldschmuck: zwei Ösenkopfnadeln, zwei Noppenringe, ein Spiralröllchen und ein Armring. Diese Funde sind nun, neben weiteren Leihgaben, in Alicante zu sehen.
Mit dem MARQ Alicante ist das Landesmuseum Halle bereits seit vielen Jahren durch das European Exhibition Network (EEN, www.europeanexhibitionnetwork.eu) verbunden, dem insgesamt zehn größere europäische Museen aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Wales, Dänemark, Österreich, Liechtenstein und Belgien angehören, die internationale Kooperationen zur Förderung eines tieferen Verständnisses und gemeinsamer Wertschätzung vergangener und heutiger Kulturen in Ausstellungen zu Archäologie, Kunst und Geschichte anstreben. Die gegenseitige Unterstützung bei großen Wechselausstellungen in den jeweiligen Häusern unterstreicht diesen Anspruch.
Weitere Informationen zur Ausstellung in Alicante bietet die Website des MARQ: https://www.marqalicante.com/dinastias/
Meldung Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte über idw