Zunächst wurden bei der Ausgrabung die beiden Enden eines halbrunden Grabes freigelegt, das als „Schola“-Grab bezeichnet wird. In Pompeji wurden bereits Schola-Gräber entdeckt. Sie bestehen aus einer halbrunden Bank aus vulkanischem Tuffstein mit Enden in Form von Löwentatzen. Nach der Ausgrabung wurde auf der gebogenen Rückseite der Bank eine große Inschrift mit Resten der ursprünglichen roten Farbe entdeckt. Die Inschrift war fachmännisch in äußerst regelmäßigen Buchstaben eingemeißelt.
Wer der Verstorbene war, verriet die Inschrift auf der Rückseite der Bank, die für die Arbeiten so manche Überraschung bereithielt. In großen Buchstaben lautete die Inschrift:
N(umerius) AGRESTINUS N(umerius) F(ilius) EQUITUS PULCHER TRIB(unus) MIL(itum) PRAEF(ectus) AUTRYGON(um) PRAEF(ectus) FABR(um) II D(uum)V(irus) I( ure) D(icundo) ITER(um) LOCUS SEPULTURAE DATUS D(ecreto) D(ecurionum)
Numerius Agrestinus, Sohn des Numerius, Equitius Pulcher, Militärtribun, Präfekt der Autrygoni, Praefektus fabrum, zweimaliger Duumvir der Gerichtsbarkeit wurde per Dekret des Stadtrats die Grabstätte zugesprochen.
Ein überraschender Fund ist, dass dieselbe Person durch eine andere Grabinschrift identifiziert wird, die in der Nekropole von Porta Nocera gefunden wurde. Dort hatte Veia Barchilla, die Frau des Mannes, ein zylindrisches Denkmal für beide errichten lassen. Erst später beschloss der Rat der Dekurionen, Numerius Agrestinus mit einem Denkmal auf öffentlichem Grund zu ehren.
Ein zweites neues Element ist der Titel „Praefectus Autrygonum“. Die Autrigonen waren ein Volk aus den nördlichen Regionen der Iberischen Halbinsel, wo Augustus zwischen 29 und 19 v. Chr. in die Kantabrischen Kriege verwickelt war, mit dem Ziel, die Besetzung Hispanias abzuschließen. Dies ist eine bisher unbestätigte Position, die auf historischer Ebene hilft, die Organisation der römischen Macht in einer Übergangsphase zum imperialen Modell besser zu verstehen.
„Hier sehen wir die Entstehung eines Machtnetzwerks, das die Eliten des Reiches verband und dessen Mitglieder aufgefordert waren, sich in Konfliktgebieten zu engagieren, mit der Aussicht auf wirtschaftliche Belohnungen, vor allem aber auf soziales Ansehen in der Gemeinde“, erklärt der Direktor des Archäologischen Parks Pompeji, Gabriel Zuchtriegel.
Meldung Pomejisites