Die Gewässer von Grado gehörten in römischer Zeit zum Umland von Aquileia, einer strategisch und wirtschaftlich bedeutende Stadt im Nordwesten Italiens. Wahrscheinlich befand sich hier ein ausgedehnter Hafen, in dem die Ladung von größeren Schiffen auf Schiffe mit weniger Tiefgang umgeladen wurde, die leichter den Binnenhafen des antiken Aquileia erreichten oder über die Wasserwege, die die Region miteinander verbanden, transportiert werden konnten.
Ziel des Projekts ist die Rekonstruktion dieser Wasserlandschaft, deren Kenntnis für die Untersuchung der Dynamik der Interaktion zwischen dem Meer und der Metropole Aquileia von grundlegender Bedeutung ist. Die Entscheidung, das der Stadt Grado am nächsten gelegene Seegebiet zu untersuchen, wurde auch durch die Entdeckung zweier neuer Wracks aus römischer Zeit im Jahr 2022 angeregt. Es bestand die Notwendigkeit, einerseits die Beziehung zwischen den beiden Fundorten besser zu definieren und andererseits allgemeinere Informationen über die archäologische Unterwasserlandschaft in diesem Übergangsbereich zwischen Meer und Lagune zu erhalten.
Zur genauen Lokalisierung der Unterwasser liegenden Funde, nutzen die Archäologen ein globales Navigationssatellitensystem (GNSS), ein Seitensichtsonar und photogrammetrische Vermessungen. Es wurden sieben Unterwasserstätten identifiziert, darunter Schiffswracks, ein römischer Grabaltar und mehrere monumentale Bauwerke.
Die Fundstelle Piere di San Gottardo
Die bedeutendste Fundstelle ist die sogenannte Piere di San Gottardo, 1,5 km südöstlich der Einfahrt zur Lagune von Grado. Die Stätte besteht aus einer quadratischen Anordnung von Steinblöcken, die in einer Tiefe von 3,9 bis 4,4 Metern auf dem sandigen Meeresboden ruhen und bis zu einer Höhe von 2 Metern unter der Wasseroberfläche aufragen. Bei der Ausgrabung in Piere di San Gottardo wurden auch Grabdenkmäler gefunden, darunter ein nicht dokumentierter Grabaltar und lineare architektonische Elemente.
Das Aquileia Waterscape Projekt wird noch bis zum Jahre 2027 fortgeführt.
Meldung der Universität Udine