Das Grabungsteam um Frank Brüninghaus konnte schon mehrere Arbeitsgruben oder Kochgruben dokumentieren. Darin lagen oft Steine, vermutlich, um die Kochkessel über dem Feuer zu fixieren. Der Boden der Gruben war von Ruß geschwärzt und darunter durch die lang anhaltende Hitze ziegelartig verfestigt. Im Boden liegende Steingut-, Keramik- und Glasscherben verweisen auf das 18. Jahrhundert. Verstreute Musketenkugeln mit einem Kaliber um 17 Millimeter, die zum Teil verformt sind, deuten auf einen militärischen Zusammenhang hin. Über den Feuern wurde Blei geschmolzen, um Kugeln zu gießen. Tierknochen lassen erkennen, dass über den Feuern auch Verpflegung zubereitet wurde. Offenbar wurden die Feuerstellen mit Abstand zu den Zelten angeordnet. Denkbar ist, dass an dieser Stelle eher der Tross lagerte, dessen Handwerker zum Beispiel auch Kugeln gossen.
Die Archäologen sind sich nach den ersten Funden und Gesprächen mit Experten sicher, dass die Grabungsstelle Teile eines Feldlagers erschließt. Es bestand offenbar in den Jahren 1795 bis 1799, als die französischen Truppen vier Mal die kurfürstlich-trierische Festung Ehrenbreitstein einschlossen, die von Kurtrier und seinen Verbündeten verteidigt wurde. Die Archäologen stellten in einer kleinen Grube vier Laufhorizonte mit Verziegelungsspuren fest. Demnach könnte zumindest diese Stelle bei mehreren Einschließungen des Ehrenbreitsteins verwendet worden sein. Das Kaliber der gefundenen Kugeln verweist auf das französische Heer.
Die Belagerungsjournale der Festung, die sich im Landeshauptarchiv Koblenz befinden, spiegeln die Bedeutung wider, die Arenberg damals hatte. Bei der dortigen Poststation „Rother Hahn“ lagerten stets französische Truppen, Infanterie, Kavallerie und Artillerie. Die Trancheen, die Belagerungsgräben, und die damit verbundenen Geschützstellungen, begannen bei Niederberg, lagen auch bei Arzheim und auf dem Asterstein und wurden von Norden zum Ehrenbreitstein vorgetrieben.
Aus den umliegenden Lagern heraus gingen die französischen Truppen in diese Stellungen oder sie unternahmen Angriffe auf die Vorposten des Ehrenbreitsteins. Die Festungsbesatzung wagte Ausfälle, also Gegenangriffe. Ob die gefundenen Musketenkugeln bei solchen Gefechten verschossen wurden oder ob sie die Soldaten nur verloren haben, ist noch nicht gesichert.
Sicher ist aber, dass Koblenz nun greifbare Spuren und Relikte einer bewegenden Phase seiner Geschichte besitzt, die bislang vor allem aus der Literatur bekannt war. Bevor die Festung Ehrenbreitstein 1801 von den Franzosen gesprengt wurde, erlitten Soldaten und Zivilbevölkerung immerhin vier Einschließungen. Die Scherben und Tierknochen lassen erahnen, dass die Bevölkerung damals einiges an Hab und Gut verlor, weil sich die Truppe mit allem Nötigen versorgen musste und der Nachschub offenbar nicht immer zuverlässig herankam.
Meldung Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz
Stets informiert – immer aktuell!
Direkt aus den Bundesländern
Berichte zu neuen Ausgrabungen und eindrucksvollen Funden der archäologischen Forschung in Deutschland finden Sie in jedem Heft des AiD-Magazins unter der Rubrik »Aktuelles aus der Landesarchäologie«.