Größte Grabstätte der Nitra-Kultur in Mittelmähren ausgegraben

Archäologen des Archäologischen Zentrums Olomouc (ACO) haben bei Ausgrabungen auf der Trasse der künftigen Autobahn D35 zwischen Křelov und Neředín bei Olomouc in Tschechien zwei bedeutende Grabstätten entdeckt, darunter die größte Grabstätte der Nitra-Kultur aus der frühen Bronzezeit in Mittelmähren. Ein weiterer einzigartiger Fund sind die ungewöhnlichen kreisförmigen Rillen, die Archäologen um Gräber aus dem späten Äneolithikum in der Ortschaft Sedměřičná entdeckten.

Gräber der Schnurkeramikkultur im Grabungsabschnitt Sedmiměričná, Tschechien.
Gräber der Schnurkeramikkultur im Grabungsabschnitt Sedmiměričná, Tschechien.© Archäologisches Zentrum Olomouc

Zu den bedeutendsten Entdeckungen gehören die ausgedehnten Gräberfelder der Nitra-Kultur, die in der frühen Bronzezeit das Gebiet Ostmährens und der Südwestslowakei besiedelte. Die Archäologen legten 130 Gräber frei, was die Fundstelle zur größten dieser Kultur macht. Die Nitra-Kultur repräsentiert die erste von Landwirtschaft lebende Bevölkerung in der Südwestslowakei. 

„Mit Hilfe von Laboranalysen können wir das Aussehen der damaligen Bewohner, ihren Gesundheitszustand, ihre Ernährungsgewohnheiten, ihre genetische Verwandtschaft und ihre Migrationsstrategien rekonstruieren“, erklärt die Archäologin Vendula Vránová, die das Forschungsprojekt leitet.

Die Gräber enthielten nicht nur Skelettreste, sondern auch Beigaben - Kupferschmuck, Knochenperlen, Steinpfeile, einen Kupferring oder Knochenahlen. „Unter den Artefakten fanden wir auch ein typisches Kupferarmband in Form eines Weidenblattes“, ergänzt Vránová. Männer und Frauen wurden unterschiedlich bestattet, sowohl was die Lage der Körper betrifft als auch die Gegenstände, die sie ins Jenseits begleiteten. Beispielsweise wurden Männern Eberstoßzähne und Jagdwerkzeuge mitgegeben, während Frauen Schmuck und Geweihperlen ins Grab gelegt wurden.

Die Archäologen stellten außerdem fest, dass die Körper einiger Verstorbener nach langer Zeit nachträglich umgebettet wurden. „Diese Funde deuten darauf hin, dass es sich um Bestattungsriten handelte, die auch nach dem Tod des Individuums stattfanden und die Bearbeitung des Leichnams im Grab beinhalteten“, erklärt Vránová.

Respekt zwischen den Kulturen: Nitra und Schnurkeramik

Auf dem Gräberfeld fanden die Archäologen auch Gräber der Schnurkeramikkultur. Neben den reichen Funden sind diese Gräber auch deshalb interessant, weil sich die Gräber der Nitra-Kultur und der Schnurkeramikkultur nicht gegenseitig gestört haben. Ältere Gräber waren vermutlich durch Grabhügel gekennzeichnet, die das Landschaftsbild deutlich dominierten. Der Fund legt nahe, dass die jüngere Kultur die älteren Gräber respektierte.

Křelov-Břuchotín: Vier Bestattungsperioden und ein germanischer Krieger

Eine weitere wichtige Fundstelle ist der Ort im Abschnitt Křelova u Břuchotín, auch bekannt als „Sedmiměričná“, wo Archäologen vier verschiedene Bestattungsperioden identifiziert haben. Das Gebiet wurde mehr als 3.000 Jahre lang zu Bestattungszwecken genutzt, vom Ende des Neolithikums bis zum 9. Jahrhundert. 

Auch hier entdeckten Archäologen ein Gräberfeld der Schnurkeramikkultur (2600 v. Chr.). Bei den Untersuchungen wurden 17 Skelettgräber freigelegt, von denen vier durch ihre Tiefe und reiche Ausstattung auffielen. Die Experten gehen davon aus, dass diese Gräber wahrscheinlich Männern gehörten, die mit Keramikgefäßen und Werkzeugen aus Feuerstein bestattet wurden. „Außerdem fanden wir in jedem Grab ein Paar Beile - eines geschärft, das andere gespalten“, berichtet Vendula Vránová. Diese Beile werden derzeit mikroskopisch untersucht.

Um die Gräber herum befanden sich außerdem kreisförmige Rillen, bei denen es sich wahrscheinlich um die Überreste von Holzkonstruktionen handelt, die den heiligen Raum der Grabstätte von der Umgebung trennten. Dies ist erst der fünfte Ort, an dem es Archäologen gelungen ist, solche kreisförmigen Spuren um Gräber herum nachzuweisen.

Ein weiterer wichtiger Fund ist das Grab eines germanischen Kriegers mit Schild und eiserner Lanze aus dem 3. Jahrhundert, das erste seiner Art in Mittelmähren. Auf dem Friedhof legten die Experten auch sieben Brandgräber frei, in denen sie den für die Kelten typischen Metallschmuck fanden.

Meldung des Archäologischen Zentrums Olomouc

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