In Teilen Irlands wird bis heute eine moderne keltische Sprache, das Gaelische, gesprochen, allerdings ist unbekannt, welche Sprache die Bewohnerinnen und Bewohner Irlands in älterer, vorchristlicher Zeit, d.h. vor der Zeitenwende sprachen. Ob die antiken Bewohnerinnen und Bewohner Irlands gar Kelten waren oder sich selbst ‚Kelten‘ nannten, bleibt ebenfalls ungewiss. Es ist außerdem völlig unklar, ob das frühmittelalterliche Samhain-Fest schon in älterer Zeit in Irland gefeiert wurde. Erst im Frühmittelalter wurde es mit der christlichen Tradition von ‚Allerseelen‘ gleichgesetzt, bei der den Verstorbenen und ihren unsterblichen Seelen gedacht wird.
Auf dem europäischen Kontinent liegen keinerlei Nachrichten über ein entsprechendes Fest bei den antiken Kelten (ca. 500–50 v. Chr.) vor. Da sie keine eigene Schrift kannten, ist man bei der Erforschung der Kelten in der Eisenzeit vor allem auf archäologische Zeugnisse angewiesen. Bislang wurden jedoch in keiner archäologisch erforschten Siedlung und an keinem eisenzeitlichen Bestattungsplatz des vorgeschichtlichen Europas archäologische Reste des Samhain-Festes entdeckt. Da das Fest aber an einem wichtigen Datum des Jahreskreislaufs, am Ende der Erntesaison bzw. am Beginn des Winters, gefeiert wird, lässt sich nur spekulieren, ob auch in keltischer Zeit im Spätherbst ein Erntedankfest gefeiert wurde. Sein Name und seine genaue Bedeutung sind aber unbekannt. Rein wissenschaftlich kann also nicht nachgewiesen werden, ob die antiken Kelten schon an Geister und den Zugang zur Anderwelt an Samhain glaubten. Holger Wendling, Experte für keltische Archäologie an der Archäologischen Staatssammlung, ist skeptisch: „Ausschließen können wir in jedem Fall, dass das Fest mit knallorangenen Kürbisköpfen gefeiert wurde – die kamen nämlich erst vor etwa 500 Jahren aus Amerika nach Europa.“
Obwohl das moderne Halloween also nichts mit den antiken Kelten – weder in Irland, noch an einem keltisch-eisenzeitlichen Ort in Bayern – zu tun hat, finden sich auch dort, etwa in der spätkeltischen Stadt von Manching bei Ingolstadt, immer wieder recht gruselige Reste ehemaliger Bewohnerinnen und Bewohner vor über 2000 Jahren. Bei Ausgrabungen in der Siedlung kommen in ungenutzten Gruben oder Brunnen häufig menschliche Skelettreste zum Vorschein. Diese ‚Deponierungen‘ von Knochen sind die Reste eines mehrstufigen Bestattungsrituals. Denn: Im Gegensatz zum heutigen Brauchtum haben die vorgeschichtlichen Kelten ihre Verstorbenen bei einer ‚Himmelsbestattung‘ zur natürlichen Verwesung der freien Luft, Raubtieren oder Aasvögeln überlassen. Die übrig gebliebenen Knochen wurden in einem, für heutige Augen gruseligen Ritual kultisch innerhalb der Siedlungen abgelegt. Auch auf keltischem Schmuck finden sich Fratzen, Dämonen oder Monster, die auf jeder modernen Halloween-Party für Schrecken sorgen würden. Wer sich selbst davon ein Bild machen möchte, kann diese vor Ort in der Archäologischen Staatssammlung besichtigen – am besten direkt an Halloween und Allerseelen.
Meldung Archäologische Staatssammlung