Die laufenden Ausgrabungen enthüllen, dass Bahra 1 ein wichtiger Ort zum Verständnis des kulturellen Austauschs zwischen arabischen neolithischen Gesellschaften und der Ubaid-Kultur ist, die sich von Mesopotamien über ein riesiges Gebiet von Anatolien bis zur Arabischen Halbinsel ausbreitete. Jüngste Forschungen in Bahra 1 haben durch mehrere einzigartige Entdeckungen neue Informationen zum Bild beigetragen.
Einer der bemerkenswertesten, wenn auch winzigen Funde ist ein kleiner, fein gearbeiteter Tonkopf mit einem länglichen Schädel, schräg stehenden Augen und einer flachen Nase. Ähnliche Merkmale sind charakteristisch für Figuren aus der Ubaid-Kultur. Figuren dieser Art wurden in Mesopotamien sowohl in Grabstätten als auch in Haushaltsgegenständen gefunden, aber dieser Fund in Bahra 1 ist der erste seiner Art in der Golfregion. „Ihr Vorhandensein wirft interessante Fragen über ihren Zweck und den symbolischen oder möglicherweise rituellen Wert auf, den sie für die Menschen dieser antiken Gemeinschaft hatte“, sagt Prof. Piotr Bieliński, der das Stück untersucht hat. Ein weiterer entscheidender Fund in Bahra 1 betrifft Beweise für die lokale Töpferproduktion. Von Anfang an haben Ausgrabungen an der Stätte zwei Arten von Töpferwaren zutage gefördert: Ubaid-Keramik, die nachweislich aus Mesopotamien importiert wurde, und eine völlig andere Art, die als Coarse Red Ware (CRW) bezeichnet wird und von Stätten auf der Arabischen Halbinsel bekannt ist.
Der letztgenannte Typ wurde lange Zeit als lokal in der Golfregion hergestellt beschrieben, doch die tatsächlichen Produktionsorte blieben bislang unbekannt. Endgültige Beweise wurden schließlich von der Fundstätte Bahra 1 geliefert, darunter ein ungebranntes Tongefäß. Diese Funde sowie wissenschaftliche Analysen unter der Leitung von Prof. Anna Smogorzewska bestätigen, dass Bahra 1 die älteste bekannte Keramikproduktionsstätte am Golf ist.
Die lokale Töpferproduktion hat auch ein Fenster in die Umweltgeschichte der Region geöffnet, das durch archäobotanische Analysen untersucht werden kann. Denn während des Gefäßherstellungsprozesses werden dem Ton oft kleine Pflanzenfragmente wie Spreu beigemischt. Solche organischen Überreste waren auch im Ton sowohl der Ubaid-Keramik als auch der CRW-Keramik eingebettet. In dieser Saison untersuchten Dr. Roman Hovsepyan und Prof. Aldona Mueller-Bieniek, Spezialisten für Archäobotanik, ausgewählte Töpferfragmente auf Pflanzenspuren, die bei der Identifizierung der lokalen Flora aus der Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. helfen könnten. – „Frühe Analysen haben Spuren von Wildpflanzen, insbesondere Schilf, in der lokal produzierten Keramik ergeben, während in der importierten Ubaid-Keramik Überreste von Kulturpflanzen, darunter Getreide wie Gerste und Weizen, gefunden wurden“, erklärt Dr. Hovsepyan.
Meldung Polish Centre of Mediterranean Archaeology