Die Engländer würden sie „Tiny Houses“ nennen: kleine, in sich geschlossene Häuser. Trotz ihrer geringen Fläche, weisen sie eine äußerst raffinierte Dekoration auf. Dies ist der Fall bei einer der jüngsten Wohneinheiten, die bei den laufenden Ausgrabungen auf der Insula dei casti Amanti im zentralen Bereich der antiken Stadt Pompeji an der Via dell'Abbondanza entdeckt wurden.
Es handelt sich um ein Haus mit begrenztem Raum und ohne das traditionelle Atrium. Eine Besonderheit, wenn man bedenkt, dass es trotz der geringen Größe der Wohnung nicht unmöglich gewesen wäre, ein kleines Atrium mit dem klassischen Becken (Impluvium) zum Sammeln des Regenwassers zu bauen, das typisch für die Architektur der reichen pompejanischen Wohnhäuser ist und in diesem Fall fehlt.
Die Wohnung zeichnet sich durch die hohe Qualität ihrer Wanddekorationen aus, die dem größeren und reicheren Haus dei Pittori al Lavoro, an das sie angrenzt, in nichts nachstehen. Die Entdeckung eines gut erhaltenen Freskos, das den Mythos von Hippolyt und Phaedra darstellt, gab dem Haus vorläufig den Namen Casa di Fedra.
Die beiden Räume, die derzeit untersucht werden, befinden sich im hinteren Teil des Hauses. Im ersten sind neben dem mythologischen Bild von Hippolyt und Phaedra auf den schön dekorierten Wänden im IV. Stil weitere Szenen aus dem Repertoire der klassischen Mythen zu sehen: die Darstellung eines Symplegma (Geschlechtsakt) zwischen einem Satyr und einer Nymphe, ein kleines Bild mit einem göttlichen Paar, vielleicht Venus und Adonis, sowie eine leider beschädigte Szene, in der man wahrscheinlich ein Urteil des Paris erkennen kann.
Ein Fenster neben dem kleinen Bild mit Hippolyt und Phaedra öffnet sich zu einem kleinen Hof, in dem zur Zeit des Ausbruchs Bauarbeiten im Gange waren. Am Eingang befindet sich ein kleines Lararium (Hausaltar) mit einer reich bemalten Dekoration aus Pflanzen- und Tiermotiven auf weißem Grund. Die Dekoration des Larariums zeigt im oberen Teil einen Raubvogel im Flug, wahrscheinlich einen Adler, der einen Palmzweig in seinen Krallen hält, und im unteren Teil die Hauptszene, die aus zwei einander zugewandten Schlangen besteht, die einen Altar mit einem runden, kannelierten Schaft einrahmen, auf dem Opfergaben dargebracht werden.
In der Altarnische wurden rituelle Gegenstände gefunden, die bei der letzten Opfergabe vor dem Ausbruch des Vulkans von 79 n. Chr. zurückgelassen worden waren: eine Duftlampe aus Keramik und eine Öllampe, beide mit deutlichen Brennspuren. Durch Laboranalysen konnten Überreste von Zweigen duftender Essenzen identifiziert werden.
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