Die Bedeutung der nun entdeckten Mastaba ist nicht nur durch ihre Zugehörigkeit zu dieser Nekropole sondern auch auf ihre prächtigen Inschriften und Malereien zurückzuführen. Korridor und Kultkammer waren mit subtiler Malerei auf Lehmputz geschmückt – eine Seltenheit in der Nekropole von Dahschur. Trotz ausgedehnter Zerstörungen sind zahlreiche Bilder erhalten. Sie zeigen Bilder des Grabherrn und seiner Frau vor dem Opfertisch, Szenen aus dem täglichen Leben – Esel auf der Dreschtenne, Schiffe auf dem Nil, einen Marktplatz – und Diener, die Gaben für den Totenkult bringen. In ihren vornehmen Formen, in der Sicherheit und Eleganz der Ausführung bieten die Bilder ein gültiges Zeugnis des künstlerischen Milieus der Hauptstadtregion des entwickelten Alten Reiches.
Dr. Stefan Seidlmayer, ehemaliger Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts und Leiter der Expedition, wies darauf hin, dass die aus Lehmziegeln errichtete Mastaba einer Person namens „Seneb-nebef“ und seiner Frau Idut gehört. Nach Form, Inschriften und Bildern, aber auch nach der charakteristischen Keramik eines in der Mastaba gefundenen Ritualdepots datiert das Grab aus dem Ende der 5. oder dem Beginn der 6. Dynastie (ca. 2300 v.Chr.). Die Inschriften des Grabes zeigen, dass sein Besitzer mehrere Positionen im königlichen Palast in der Verwaltung innehatte. Auch seine Frau trug unter anderem den Titel „Priesterin der Hathor“.
Die Mastaba umfasst sieben Grabschächte und eine Kultkammer
Das Mastaba- (d.h. Bank-) Grab besteht aus einem ca. 8 x 12 m großen Baublock aus ungebrannten Lehmziegeln. Durch den Eingang im Norden der Ostfassade wurde ein langer Korridor betreten, der zur Kultkammer im Süden führte. Im Baublock selbst sind sieben Grabschächte und ein Schacht zur Aufnahme der in den Totenritualen und vielleicht im Kontext der Mumifikation benutzen Keramikschüsseln und anderer Materialien angeordnet.
Das Grab ist Teil eines weitläufigen Friedhofs der Bewohner der Pyramidenstadt der Roten Pyramide. Dieser wird seit 2002 durch das DAI Kairo in Kooperation mit der Freien Universität Berlin und zeitweise gefördert durch Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter der Leitung von Stephan Seidlmayer erforscht. Die Gräber erlauben es, Bestand und Geschichte dieser Siedlungsgemeinschaft nachzuzeichnen und sie in ihrer sozialen Differenzierung und kulturellen Teilhabe im Gesamtgefüge der pharaonischen Gesellschaft zu profilieren.
Die Ausgrabungen in Dahschur werden fortgesetzt
Die Mission wird ihre Ausgrabungen an der Stätte fortsetzen, um weitere Geheimnisse der Gegend zu lüften. Das Grab und seine Inschriften sollen in der kommenden Zeit gereinigt und dokumentiert werden.
Die Arbeit der Mission an der Stätte begann 1976 und die Ausgrabungen konzentrierten sich zunächst auf die Pyramiden von König Sneferu aus dem Alten Reich und von König Amenemhat III. aus dem Mittleren Reich. In jüngster Zeit verlegte man die Forschungsaktivitäten auch auf die Gräber von hochrangigen Staatsmännern, Priestern und Verwaltern aus dieser Zeit.
Andere wichtige Entdeckungen aus der Projektarbeit in Dahschur waren die Lokalisierung der Pyramidenstadt der Roten Pyramide, ein Planfriedhof von Palastangehörigen aus der Zeit des Königs Amenemhet II. (ca. 1880 v.Chr.), der Hafen und untere Aufweg der Knickpyramide sowie ein Ritualgarten und Wohnbereiche, die an den Taltempel der Knickpyramide angeschlossen waren.
Meldung und Fotos DAI