Mensch-Tier-Bestattungen – religiöse Opferpraktik oder dauerhafte Beziehung?

Mensch-Tier-Bestattungen vorrömisch
Grab 19: Gemeinsame Bestattung eines Hundes und eines neugeborenen Menschen. Foto von S.R. Thompson, mit freundlicher Genehmigung der SABAP-VR Soprintendenza archeologia, belle arti e paesaggio per le province di Verona, Rovigo e Vicenza

Einige Menschen aus einer vorrömischen Gemeinschaft im heutigen Norditalien wurden mit Tieren und tierischen Überresten bestattet. Zu den identifizierten Arten gehören u.a. Hunde, Pferde und Schweinen. Die Gründe für diese Bestattungspraktik sind nach wie vor rätselhaft, könnten aber auf eine dauerhafte Beziehung zwischen Mensch und Tier oder auf religiöse Opferpraktiken hindeuten. Dies geht aus einer multidisziplinären Studie über Mensch-Tier-Bestattungen aus der späteisenzeitlichen Nekropole von Seminario Vescovile in Verona (Norditalien, 3.-1. Jh. v. Chr.) hervor.

Von den 161 Menschen, die im Seminario Vescovile, einer archäologischen Stätte in Verona aus dem 3. bis 1. Jahrhundert v. Chr., bestattet wurden, wurden 16 mit tierischen Überresten beigesetzt. Einige der Gräber enthielten die Überreste von Tieren, die häufig von Menschen gegessen werden – darunter viele Schweine, ein Huhn und ein Teil einer Kuh -, die möglicherweise als Speiseopfer für die Toten dienten. Vier der an diesem Ort bestattete Menschen wurden jedoch neben den Überresten von Hunden und/oder Pferden begraben. Arten, die man üblicherweise nicht gegessen hat.

Um nach Mustern zu suchen, die diese Tierbestattungen erklären könnten, analysierten die Forscher die demografischen Daten, die Ernährungsgewohnheiten, die Genetik und die Bestattungsbedingungen der bestatteten Menschen und Tiere, was jedoch zu keinen nennenswerten Korrelationen führte. Insbesondere scheinen die mit Tieren bestatteten Menschen nicht eng miteinander verwandt zu sein. Dies könnte darauf hindeuten, dass es sich um eine Praxis einer bestimmten Familie handelte. Auch die mit Hunden oder Pferden bestatteten Personen variierten – darunter ein Baby, das mit einem vollständigen Hundeskelett bestattet wurde, ein junger Mann, der mit Teilen eines Pferdes bestattet wurde, ein Mann mittleren Alters, der mit einem kleinen Hund bestattet wurde, und eine Frau mittleren Alters, die mit einem ganzen Pferd, mehreren anderen Pferdeteilen und einem Hundeschädel bestattet wurde.

Mehrere Interpretationen der Mensch-Tier-Bestattungen sind möglich

Das Fehlen von Mustern in diesen Gräbern bedeutet, dass mehrere Interpretationen dieser Mensch-Tier-Bestattungen möglich sind, so die Autoren. Zum Beispiel hatten Tiere wie Hunde und Pferde in alten Kulturen oft eine religiöse Symbolik – gleichzeitig könnten aber auch bestimmte Personen mit ihren tierischen Begleitern bestattet worden sein. Darüber hinaus, so die Autoren, könnten diese Bestattungspraktiken von Mensch und Tier durch das Zusammenspiel verschiedener individueller Merkmale und gesellschaftlicher Bräuche bestimmt worden sein.

Die Autoren fügen hinzu: „Diese Studie, die Teil des Forschungsprojekts CELTUDALPS ist, untersucht Bestattungen von Pferden und Hunden zusammen mit Menschen und könnte Hinweise auf unbekannte Rituale und Glaubensvorstellungen in den späten Jahrhunderten v. Chr. in Italien geben.“

Pressemeldung von EurekAlert

Originalpublikation:

Laffranchi, Zita; Zingale, Stefania; Tecchiati, Umberto; Amato, Alfonsina; Coia, Valentina; Paladin, Alice; et al. (2024). „Until death do us part“. A multidisciplinary study on human- Animal co- burials from the Late Iron Age necropolis of Seminario Vescovile in Verona (Northern Italy, 3rd-1st c. BCE). PLOS ONE. Collection. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0293434

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