Selinunt, gegründet im 7. Jahrhundert v. Chr., zählte zu den wichtigsten Poleis Siziliens. Ihr einstiger Reichtum zeigt sich noch heute in den zahlreichen, großen Tempelbauten.
Seit mehr als zehn Jahren führen Archäologen des Nyu Institute of Fine Arts und der Universität Mailand archäologische Ausgrabungen in Selinunt durch und untersuchen eingehend die städtischen Heiligtümer innerhalb der großen Mauer auf der Akropolis. Vor allem die jüngste Grabungskampagne hat große Fortschritte gemacht, so dass, wenn sich die Hypothesen als richtig erweisen, die Ausdehnung des Gebietes neu definiert werden könnte. Die Ausgrabungen betreffen mehrere Bereiche des großen Heiligtums auf der Akropolis, das zu den wichtigsten Kultstätten der griechischen Welt der archaischen und klassischen Epoche gehört.
Die Mission hat mit Sicherheit den großen monumentalen Eingang im Nordwesten identifiziert, aber auch einen Bereich mit einem runden Brunnen, in dem verschiedene Gegenstände wie Münzen und Goldschmuck gefunden wurden. Außerdem entdeckten die Archäologen hinter Tempel C eine Struktur, die zu einem kleinen, noch unbekannten Tempel zu führen scheint. Er unterscheidet sich von den anderen Tempeln durch seine geringe Größe und das Fehlen von Säulen.
Die diesjährigen Untersuchungen brachten auch neue Erkenntnisse über die rituellen Handlungen im Zusammenhang mit dem Bau des Tempels R. Bei seiner Errichtung wurden die umliegenden Gebäude bis auf die Grundmauern abgetragen und verschiedene Rituale durchgeführt, fast so, als wollte man das Gelände „reinigen“. Hier wurde eine „defunktionalisierte“ eiserne Speerspitze (Machaira) gefunden, d.h. ohne Spitze und Schneide der Klinge, ein Ritual, mit dem die Waffe symbolisch ihre Angriffskraft verliert.
Meldung der Regione Siciliana