Rituelle Bestattungen bestätigen die östlichen Ursprünge der Skythen

Bei der Ausgrabung eines etwa 2800 Jahre alten Grabhügels in Südsibirien wurden Beweise für die Opferung von Menschen und Pferden zu Ehren einer elitären Person gefunden. Die materiellen Überreste des Grabes deuten darauf hin, dass es zu einem Volk gehörte, das mit den Skythen verwandt war, deren kulturelle Ursprünge jedoch unklar sind.

Überblick über die Fundstätte Tunnug 1, einen der frühesten und größten Grabhügel in der eurasischen Steppe
Überblick über die Fundstätte Tunnug 1, einen der frühesten und größten Grabhügel in der eurasischen Steppe © Trevor Wallace

Archäologen haben auf dem früh-eisenzeitlichen Grabhügel Tunnug 1 in Tuva, Sibirien, Belege für Opferrituale entdeckt, die darauf hindeuten, dass die aus Osteuropa bekannte Reiterkultur der Skythen ihren Ursprung weit im Osten hatte. Die Skythen waren ein Volk der eurasischen Steppe, das für seine pferdeorientierte Kultur und seine unverwechselbare „Tierstil“-Kunst berühmt ist, in der stilisierte Tiere in einer Reihe von spezifischen Posen dargestellt werden. Ihre mobile Lebensweise führte dazu, dass ihre Verbreitung im Laufe der Zeit stark schwankte. Es ist bekannt, dass die Skythen aus Zentralasien in die pontische Steppe im heutigen Südwestrussland und der Ukraine eingewandert sind, aber ihre genauen Ursprünge bleiben unklar.

„Die reitenden Skythen haben seit Herodot die Phantasie der Menschen beflügelt“, sagt der Hauptautor der Studie, Dr. Gino Caspari vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie und der Universität Bern. „Aber die Ursprünge ihrer Kultur blieben lange Zeit in den entlegenen Winkeln der eurasischen Steppen verborgen.“
Um den schwer fassbaren Anfängen der Skythen auf die Spur zu kommen, untersuchte ein Team von Forschern mehrerer Institutionen eines der frühesten Beispiele für einen königlichen Grabhügel mit skythischer Sachkultur: den Kurgan von Tunnug 1 aus dem späten neunten Jahrhundert v. Chr. in Tuva, Südsibirien.

Funde aus Tunnug 1, u.a. aus Bronze, Wildschweinhauer, Geweih
Funde aus Tunnug 1, u.a. aus Bronze, Wildschweinhauer, Geweih

Auf dem Hügel wurden die fragmentierten Überreste von mindestens einem Menschen und 18 Pferden entdeckt, was darauf hindeutet, dass sie zu Ehren der darin bestatteten Elite geopfert wurden.

Die Knochen wurden in Verbindung mit skythischen Tierartefakten und Reitausrüstungen gefunden, was darauf hindeutet, dass die Bestattung ein frühes Beispiel für die auf Pferde ausgerichteten Bestattungsrituale der späteren Skythen ist, die Tausende von Kilometern weiter westlich in klassischen Texten beschrieben werden.
„Nach Jahren harter Feldarbeit in Sibirien ist es einfach wunderbar, einige der ältesten skythischen Gegenstände im Tierstil in den Händen zu halten“, so Dr. Caspari.

Das Vorhandensein von Bestattungen im „skythischen Stil“ so weit östlich wie in Tuva lässt vermuten, dass die Ursprünge der skythischen Kultur, die so lange im Dunkeln lagen, auf der anderen Seite der eurasischen Steppe liegen, was die Mobilität der frühen Pferdekulturen unterstreicht. Darüber hinaus weist die Bestattung auch viele Ähnlichkeiten mit Beispielen aus der späten Bronzezeit in der Mongolei auf. Dies deutet darauf hin, dass Teile der Begräbnisrituale der Skythen ihren Ursprung noch weiter östlich und südlich haben, nämlich bei den bronzezeitlichen Pferdekulturen der Mongolei.
„Die Funde aus Tunnug 1 untermauern die entscheidende Rolle, die Tuva in der eurasischen Vorgeschichte spielt“, so Dr. Caspari abschließend. „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung Innerasiens für die Entwicklung transkontinentaler kultureller Verbindungen. Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass diese Bestattungspraktiken eine Rolle im breiteren Prozess des kulturellen und politischen Wandels in ganz Eurasien spielten und zur Entstehung späterer pastoralistischer Reiche beitrugen.“

Meldung Antiquity

Originalpublikation:

A spectral cavalcade: Early Iron Age horse sacrifice at a royal tomb in southern Siberia - Timur Sadykov, Jegor Blochin, William Taylor, Daria Fomicheva, Alexey Kasparov, Sergey Khavrin, Anna Malyutina, Sönke Szidat & Gino Caspari https://doi.org/10.15184/aqy.2024.145

 

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