Das Göttinger Team, das Prof. Dr. Johannes Bergemann vom Archäologischen Institut leitet, forscht hier seit dem Jahr 2022. Zunächst wurde die gesamte Umgebung von Vizzini nach möglichen antiken Fundplätzen abgesucht. Nach Untersuchungen an der Oberfläche der identifizierten Stellen folgte im Jahr 2023 eine geophysikalische Erkundung. Dabei wurden Anomalien im geomagnetischen Feld der Erde detektiert und detaillierte Bilder des Untergrunds erstellt, ohne graben zu müssen.
Diese geophysikalischen Messungen führten das Forschungsteam zu den nun ausgegrabenen Gebäuderesten. Das Gebäude hatte eine Ausdehnung von 30 mal 13 Metern; seine Reste liegen nur wenig unterhalb der aktuellen Oberfläche. „Darin befindet sich ein repräsentativer Raum von fast 100 Quadratmetern Grundfläche, dessen Boden mit Mosaiken ausgelegt war. Leider wurden Teile des Mosaiks durch das Pflügen des Geländes zerstört“, berichtet Bergemann.
Die geophysikalischen Messungen machten außerdem sichtbar, dass im Umkreis weitere, teilweise ähnliche Gebäude standen. „Dort lebte man zwischen dem 2. und etwa 6. Jahrhundert nach Christus auf hohem Niveau: Es gab Säulen, die aus runden Ziegelsteinen gebaut, mit Stuck verkleidet und wohl bemalt waren – ähnlich wie in Pompeji“, so Bergemann. „Wir haben Reste von Springbrunnen mit Becken aus Marmor sowie die römische Luxuskeramik, bekannt als Terra Sigillata, gefunden.“
Offenbar handelt es sich um ein römisches Dorf mit einer Fläche von etwa 15 Hektar. Die früheren griechischen Städte wurden in der Römerzeit durch ein neues Siedlungssystem ersetzt: Große ländliche Ansiedlungen und Villen, römische landwirtschaftliche Produktionsstätten, die nicht selten große Erträge erwirtschafteten. Das war möglich durch den Fernhandel in einer globalisierten Welt des Römischen Reiches. Dafür entstanden zahlreiche kleine Stapelplätze entlang der Südküste Siziliens. „Dieses neue Siedlungssystem, das mit dem Landesinneren durch Fernstraßen verbunden war, bestand nur wenige Jahrhunderte. Das von uns entdeckte Haus bei Vizzini ist ein wichtiges Zeugnis dieser Epoche“, so Bergemann.
Meldung Universität Göttingen