Bei der Vermessung von Schachtanlagen im Reinhardsbrunner Park fiel dem beauftragen Büro eine nicht näher identifizierbare Natursteinabdeckung etwa 16 m östlich der Konche der Blumengartenmauer auf. Die anschließende Untersuchung des Befundes durch den Bauhistoriker Udo Hof identifizierte das Objekt als die mittlere von vermutlich ehemals drei Schalen eines romanischen Laufbrunnens.
Der Brunnen war ursprünglich wahrscheinlich im Brunnenhaus des Kreuzganges aufgestellt. Nach der Säkularisierung des Klosters wurden ab den 1530er Jahren Kreuzgang und Brunnenhaus abgebrochen, um insbesondere Baumaterial für Schloss und Festung Grimmenstein in Gotha zu gewinnen. In den wenigen überlieferten Inventaren wird der Brunnen jedoch nicht erwähnt. Es ist unklar, wo sich die Brunnenschale während dieser Zeit befand. Ihr guter Erhaltungszustand deutet jedoch darauf hin, dass sie möglicherweise geschützt in einem Gebäude untergebracht worden war. Vermutlich erst um die Mitte des 19. Jh. wurde sie in den Landschaftsgarten versetzt und wahrscheinlich als Pflanzschale genutzt.
Aus den einst mehreren hundert Klöstern in Thüringen sind lediglich drei weitere Brunnenschalen bekannt, die ebenfalls in das 12. Jh. datieren. Sie stammen aus dem Peterskloster der Benediktiner in Erfurt, dem Benediktinerkloster in Paulinzella und den Prämonstratenserinnenkloster in Veßra. Der nun entdeckte Neufund ist diesen seltenen Zeugen der mittelalterlichen Klosterkultur in Thüringen an die Seite zu stellen. Er ist außerdem eines der wenigen überlieferten Zeugnisse des Reinhardsbrunner Klosterinventars aus der Zeit der Thüringer Landgrafen.
Meldung Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
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