Wie alt die Siedlungsstelle genau ist, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Doch deutet eine reich verzierte Keramikscherbe auf eine jungsteinzeitliche Nutzung des Areals hin. „Spätestens im 4. Jahrtausend v. Chr. wurden die Menschen hier sesshaft und lebten von Ackerbau und Viehzucht. Die Dorfgemeinschaften siedelten insbesondere in der Nähe von Gewässern und auf fruchtbaren Böden, die für den Ackerbau günstig waren“, berichtet Dr. Sven Spiong, Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen. „Für die Region ist das ein besonderer Fund.“ Bislang seien nur wenige Spuren der frühen Bauern aus der Jungsteinzeit in diesem Raum bekannt, so Spiong weiter.
Fenster in die urgeschichtliche Vergangenheit
Lange Sondageschnitte führen jetzt den Hang in der Goldbrede hinauf, wo ein Abschnitt durch die Amprion GmbH teilerdverkabelt wird, um den geschlossenen Siedlungsbereich der Stadt Borgholzhausen zu umgehen. Archäologen können in diesem Bereich in die Vergangenheit blicken, denn immer wieder stoßen sie im Boden auf dunkle Verfärbungen im gelben Lehm. Es sind die Spuren verfüllter Pfostenlöcher ehemaliger Holzhäuser und weitere Gruben einer seit Jahrtausenden verlassenen Siedlung. Der anhaltende Regen der vergangenen Wochen stellt das Grabungsteam vor Herausforderungen. „Es bilden sich in den Grabungsflächen schnell Rinnsale, die den Hang hinunterfließen und ganze Bereiche unter Wasser setzen“, so Grabungsleiter Christian Schacht. Dennoch kämen die Untersuchungen gut voran. Als nächstes soll ein langer Graben untersucht werden, dessen Funktion noch unklar ist.
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Denkmal unter Strom
Ob Solarfelder, Windräder oder Stromtrassen – die Energiewende ist nicht nur in Deutschland in aller Munde und in vollem Gang. Untrennbar mit ihr verbunden ist allerorts die Bodendenkmalpflege, denn wo gebaut wird, bedarf es einer archäologischen Begleitung. Im Heftthema werfen wir daher einen Blick auf die Frage, was die Energiewende und der Landschaftsumbau für das Kulturgut im Boden bedeutet und welche Auswirkungen sie insbesondere für den Schutz von Denkmalen, Fundstellen, Befunden und Funden mit sich bringt.
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Weitere Untersuchungen
Der Frage, ob die bereits aufgedeckten Verfärbungen zu einer Siedlung aus der Jungsteinzeit gehören, wollen die Archäologen in den kommenden Wochen mit Spaten und Naturwissenschaften nachgehen. Dies soll unter anderem mit Hilfe von Holzkohle aus den Verfärbungen geschehen. Mit der sogenannten Radiokohlenstoffdatierung kann ihr Alter und somit auch das der Verfärbungen bestimmt werden.
Von diesen C14-Datierungen verspricht sich das Team der LWL-Archäologie für Westfalen einen Einblick in den zeitlichen Ablauf vom Ausgreifen der ersten jungsteinzeitlichen Siedler ausgehend von den großen Lössbodenarealen am Hellweg und bei Minden, wo bereits am Ende des 6. Jahrtausend v. Chr. sesshafte Menschen über mehrere Jahrhunderte in Siedlungen mit mehreren Häusern lebten.
Meldung des LWL