Zisterzienserinnen- und Benediktinerinnen-Kloster Frauensee: Aktuelle Ergebnisse

Inmitten der bewaldeten Züge von Rhön und Thüringer Wald liegt der kleine, nur rund 1000 Einwohner zählende Ort Frauensee (Wartburgkreis) am Westufer eines gleichnamigen Sees. Die Ersterwähnung in einem Schutzbrief des Landgrafen Hermann I. von Thüringen von 1202 belegt dort ein Zisterzienserinnen-, später Benediktinerinnenkloster mit Gründung um 1186. Nach dessen Niederlegung 1525 im Zuge der Säkularisierung wurde es 1540 in ein Domänengut umgewandelt. Seitdem fanden auf dem Areal zahlreiche Umbau- und Überbauungsmaßnahmen statt.

Frauensee. Übersicht der Mauerstrukturen auf Untersuchungsfläche
Frauensee. Übersicht der Mauerstrukturen auf Untersuchungsfläche© M. Milbradt, TLDA, Weimar

Im Rahmen der Errichtung eines Kinderspielplatzes wurde das Baufeld zwischen November 2023 und Februar 2024 durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) archäologisch voruntersucht. Vorangegangene archäologische Ausgrabungen aus den Jahren 2002/2003 südlich der Fläche legen nahe, dass sich in dem Bereich nördlich der Kirche Wirtschaftsräume der Klausur – etwa der Klosterküchentrakt – befunden haben.

Mit dem Oberbodenabtrag der etwa 200 m² großen Fläche wurde eine komplexe Anordnung aus Mauern und Fundamenten unterschiedlicher Güte freigelegt und anschließend dokumentiert. Die Auswertung der Vermessungspläne sowie des mittels Drohnenbefliegung gewonnen Bildmaterials ergab, dass sich die Baustrukturen nur partiell in einem zeitlichen Konnex zueinander verhalten. Anhand der stratigrafischen Zuordnung des geborgenen Fundmaterials – überwiegend klosterzeitliche Alltagskeramik – konnten die Mauerreste unterschiedlicher Gebäude und Einfriedungen zwischen die Gründungsphase im letzten Drittel des 12. Jh. bis in das 18. Jh. datiert werden.

Hervorzuheben ist ein Grab im westlichen Viertel der Fläche. Es handelt sich um eine Bestattung in getreckter Rückenlage mit Ost-West-Ausrichtung. Der Schädel befand sich in einer aus regionaltypischen flachen Bundsandsteinplatten geschaffenen Kopfnische. Als Besonderheit ist ein aus dem Brustbereich stammender Silberpfennig aus dem Bistum Würzburg mit einer Prägezeit zwischen 1372 und 1400 zu bewerten, der nicht nur einen Terminus post quem für das Grab, sondern auch für die dieses umgebenden Mauerzüge bietet.

Mit freundlicher Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Thüringen / Lucas May

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