Seit November 2024 laufen die archäologischen Untersuchungen auf einem Areal, das durch den Neubau der Paderborner Stadtverwaltung betroffenen ist. Dieses Areal befindet sich in einem geschichtlich bedeutsamen Stadtbereich, der an die Immunitätsmauer des Klosters Abdinghof angrenzt und von Marienplatz und Abdinghofstraße bestimmt wird.
Archäologische Sondierungen ließen an dieser Stelle einen Steinbruch vermuten. Die Kalk- und Karstlandschaft bot hier die besten Voraussetzungen, um Baumaterial für Kirchen und Paläste, die ab dem 11. Jahrhundert errichtet wurden, direkt vor Ort zu gewinnen. Ab dem Spätmittelalter entstanden auch mehr und mehr Bürgerhäuser und Infrastruktur in Steinbauweise.
Blick von Nord-Westen in die Tiefe des Steinbruchs, etwa sieben bis acht Meter unter dem heutigen Bodenniveau.
AfW/S. Gai
Voruntersuchungen
Das gesamte Gebiet war schon in der Nachkriegszeit stark durch Abriss, Aushub und Neubau in Mitleidenschaft gezogen worden. "Zur damaligen Zeit war man wenig empfindlich für die Belange der Bau- und Bodendenkmalpflege, ganze Stadtbereiche lagen in Trümmern und mussten schnell wiederaufgebaut werden", erklärt LWL-Stadtarchäologin Dr. Sveva Gai. "Es fehlte außerdem qualifiziertes archäologisches Personal vor Ort." Nur ein kleiner Teil der gesamten Fläche war frei von Eingriffen geblieben und bot sich zur archäologischen Untersuchung an.
Eine archäologische Fachfirma untersuchte im Jahr 2021 erhaltene historischer Keller unterhalb des Heising'schen Hauses. Dabei stellten die Fachleute fest, dass sowohl die Grundmauern des 1670 errichteten Gebäudes als auch die Kellerräume samt originalen Gewölben - trotz mehrerer Umbauten - noch im Ganzen erhalten waren. Diese mittlerweile unter Denkmalschutz gestellten Keller werden saniert und in den Neubau integriert.
Aktuelle Maßnahmen
"Die meisten Befunde sind in den Fels eingetieft", berichtet Grabungsleiterin Dr. Heike Tausendfreund über die seit November laufenden Arbeiten: "Wir konnten mehrere rechteckige Räume entdecken, die sich als Keller interpretieren lassen." Der felsige Boden bot einen festen Baugrund für die darüber errichteten, heute nicht mehr erhaltenen Gebäude. Deren Mauern konnten direkt aus den vor Ort gewonnenen Steinblöcken aufgebaut werden. Heute geben nur noch einige kleine Gebäudeecken einen Hinweis auf die dichte Bebauung, welche nach und nach über dem Steinbruch entstand. Doch es wurden weitere Strukturen gefunden. "Wir erhoffen uns von den Funden, die in der Verfüllung zu erwarten sind, wichtige Anhaltspunkte zur Datierung," betont Tausendfreund.
Über das genaue Ausmaß und den Verlauf des Steinbruchs, der sich direkt an der Südwestseite des Klosterareals und weiter in Richtung der tieferliegenden Paderquellen erstreckte, halten sich beide Archäologinnen noch zurück. "Die Tiefe des Steinbruchs ist noch nicht erreicht, jedoch reichen die Auffüllungsschichten, die bisher entfernt worden sind, teilweise in eine Tiefe von bis zu fünf Metern. Die Situation ist mit der Grabung im Kötterhagen vergleichbar, wo der Steinbruch bis in eine Tiefe von acht Metern reichte", so Gai.
Schwierig abzuschätzen ist das genaue Ausmaß der großflächigen Störungen durch die Gebäude der Nachkriegszeit. Zwar lassen sich deren Keller gut erkennen, aber auch große Teile des Steinbruchs sind modern verfüllt, sodass die einzelnen Löcher in dem Felsen oft zeitlich schwer einzuordnen sind. Auf jeden Fall werden die Ausgrabungen auch nach der Errichtung der Bohrpfähle in diesem Bereich noch fortgesetzt.
So geht es mit den Bauarbeiten ab März weiter
"Nachdem die vorbereitenden Maßnahmen für die Erstellung der Baugrube abgeschlossen werden konnten, beginnen in Kürze die Arbeiten für die eigentliche Baugrube", erläutert die zuständige Projektleiterin der Stadt Paderborn, Johanna Jablonski. Hierfür müssen Bohrpfähle um die Baustelle herumgesetzt werden. Bevor das passieren kann, werden die Bohransatzpunkte durch eine Fachfirma mittels Tiefensondierung untersucht, um Kampfmittel auszuschließen. Die archäologischen Begutachtungen und die Arbeiten an der Baugrube werden teilweise parallel durchgeführt, um möglichst effektiv zu arbeiten.
Meldung LWL