Ein neues Kapitel römischer Verwaltung: Erkenntnisse aus einer spätrömischen Inschrift

Archäologen haben an der Ausgrabungsstätte Abel Beth Maacah im Norden Israels einen seltenen tetrarchischen Grenzstein entdeckt. Der Stein markierte ursprünglich die Landgrenzen im Rahmen der Steuerreformen des römischen Kaisers Diokletian und gibt Einblick in antike Landbesitzverhältnisse, lokale Siedlungsmuster und kaiserliche Verwaltungspraktiken. Die Entdeckung führt außerdem zu zwei bislang unbekannten Ortsnamen und erweitert so unser Verständnis der historischen Geographie und sozioökonomischen Landschaft der Region.

Grenzstein von der Ausgrabungsstätte Abel Beth Maacah im Norden Israels
Grenzstein von der Ausgrabungsstätte Abel Beth Maacah im Norden Israels© Ausgrabungen von Tel Abel Beth Maacah. Foto: Tal Rogovsky

Bei dem Fund, der von Dr. Avner Ecker und Prof. Uzi Leibner von der Hebräischen Universität entziffert wurde, handelt es sich um einen Grenzstein, der ursprünglich zur Zeit der römischen Tetrarchie mit Inschriften versehen wurde, um die landwirtschaftlichen Grenzen zwischen den Dörfern zu markieren. Sie wurde in einer mamlukischen Stätte, als sekundäre Verbauung gefunden. Diese Basaltplatte mit einer detaillierten griechischen Inschrift hat eine Fülle historischer Informationen geliefert.

Eine Zitadelle aus der Eisenzeit und eine Anlage aus der Mamlukenzeit, in die der Grenzstein in Zweitverwendung integriert wurde
Eine Zitadelle aus der Eisenzeit und eine Anlage aus der Mamlukenzeit, in die der Grenzstein in Zweitverwendung integriert wurde. Ausgrabungen von Tel Abel Beth Maacah. Foto: Robert Mullins

Die Inschrift enthält zwei bisher unbekannte Dorfnamen, Tirthas und Golgol, die möglicherweise antiken Orten entsprechen, die bei der Vermessung Westpalästinas im 19. Jahrhundert identifiziert wurden. Die Tafel erwähnt auch einen kaiserlichen Landvermesser, dessen Name hier zum ersten Mal belegt ist. Diese Markierungen spiegeln die umfassenden Steuerreformen wider, die Diokletian im späten dritten Jahrhundert n. Chr. einführte, und unterstreichen die Rolle von Landbesitz und Siedlungsstrukturen in der Wirtschaftslandschaft des römischen Nahen Ostens.

„Dieser Fund ist ein Beleg für die sorgfältige administrative Neuorganisation des Römischen Reiches während der Tetrarchie“, sagte Prof. Uzi Leibner. „Der Fund eines solchen Grenzsteins wirft nicht nur Licht auf antike Landbesitz- und Steuerverhältnisse, sondern stellt auch einen greifbaren Bezug zum Leben der Menschen her, die sich vor fast zwei Jahrtausenden in diesen komplexen Systemen zurechtfanden.“

Mehr als 20 weitere Grenzsteine markieren eine Periode administrativer Kontrolle

Der Fund ergänzt eine einzigartige Sammlung von mehr als 20 Grenzsteinen, die sich auf das nördliche Hula-Tal und die umliegenden Gebiete konzentrieren. Die Steine markieren eine Periode verstärkter administrativer Kontrolle, die darauf abzielte, die Besteuerung zu vereinheitlichen und Landbesitzverhältnisse zu klären. Bemerkenswerterweise unterstreicht dieser besondere Fund die Verflechtung von historischer Geographie, Wirtschaftspolitik und lokalen Siedlungsmustern. Wissenschaftler glauben, dass die Fülle an Grenzsteinen in dieser Region die hohe Konzentration kleiner Landbesitzer unterstreicht, die unabhängig von den großen städtischen Zentren wirtschafteten. Interessanterweise erwähnt eine zeitgenössische rabbinische Überlieferung eine von Kaiser Diokletian über dieses Gebiet verhängte Steuer und scheint die Härten widerzuspiegeln, die die Steuerreform für die lokale Bevölkerung mit sich brachte.  

Meldung der Universität von Jerusalem über EurekAlert

Originalpublikation:

Ecker, A., & Leibner, U. (2025). ‘Diocletian oppressed the inhabitants of Paneas’ (ySheb. 9:2): A New Tetrarchic boundary stone from Abel Beth Maacah. Palestine Exploration Quarterly, 1–13. https://doi.org/10.1080/00310328.2024.2435218

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