Antike Münzen sind bedeutende Bildträger im handlichen Format. Sie geben nicht nur Auskunft über das, was auf ihnen dargestellt ist, sondern auch über den historischen Kontext, in dem sie genutzt wurden. Münzen sind serielle Objekte, die von Autoritäten (Staat, Herrscher, u.a.) als offizielle Zahlungsmittel hergestellt wurden. Bildanalyse und kontextuelle Informationen lassen sich bei der Untersuchung von Münzen miteinander verknüpfen. Auf solche Weise verflochten, erweisen sich Münzen als wichtige Primärquelle für das Verständnis antiker Bildwelten.
Das auf 25 Jahre angelegte Projekt wird unter der Leitung von Prof. Dr. Annette Haug, Lehrstuhlinhaberin der Klassischen Archäologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Dr. Ulrike Peter, Projekt- und Arbeitsstellenleiterin an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, und Prof. Dr. Bernhard Weisser, Direktor des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin, durchgeführt. Es erfolgt in Kooperation der BBAW mit dem Münzkabinett Berlin, der Universität Kiel, dem Deutschen Archäologischen Institut, dem Big Data Lab der Goethe-Universität Frankfurt/M. und dem Centre for the Study of Ancient Documents, University of Oxford.
Ausgangspunkt ist die Online-Veröffentlichung der umfangreichen Sammlung griechischer Münzen des Berliner Münzkabinetts, die mit über 100.000 qualitätvollen Münzen zu den weltweit fünf wichtigsten Sammlungen gehört. Zeitlich umfassen die Münzen einen gut tausendjährigen Zeitraum vom 7. Jh. v. Chr. bis in das ausgehende 3. Jh. n. Chr. Räumlich lassen sich griechische Münzen von Gibraltar bis nach Baktrien, von den Skythen im Norden des Schwarzen Meeres bis zu den Handelsknotenpunkten Alexandrias und den Oasen des Vorderen Orients finden. Ihre Untersuchung ist Grundlagenforschung. Die Online-Veröffentlichung mit persistenten Identifikatoren, hochauflösenden Bildern und in etablierten Austauschformaten ist Kulturgutschutz und öffnet die Sammlung für die umfassende Nutzung in der internationalen Forschung weit über die Numismatik hinaus.
Auf Basis dieser und weiterer Bestände und parallel zur Sammlungsveröffentlichung entsteht eine numismatische Bilddatenbank (Thesaurus Iconographicus Nummorum Graecorum – ThING). In diesem Online-Portal entstehen bildbezogene Normdaten, die die griechische Münzikonographie in neuartiger Weise erschließen. Der Thesaurus eröffnet neue Suchwege, die zu bildwissenschaftlichen Erkenntnissen verhelfen.
Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) soll dazu genutzt werden, alle online erfassten Münzen in eine einheitliche Analyse-Struktur einzubinden und zur Basis neuer bildwissenschaftlicher Fragestellungen zu machen. Diese werden in fünf aufeinanderfolgenden Modulen paradigmatisch ergründet. Das Ziel ist nicht nur die Sammlungsveröffentlichung, sondern eine zeitgemäße Kontextualisierung der einzelnen Objekte entlang des sich verändernden Forschungsdiskurses.
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