Das etwa 5.500 Jahre alte Megalithgrab ›Küsterberg‹ befindet sich auf einem Feld südöstlich der Stadt Haldensleben unweit des Ortsteils Hundisburg (Landkreis Börde). Es wurde in drei Grabungskampagnen 2010, 2012 und 2013 im Rahmen des Schwerpunktprogrammes 1400 ›Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung‹ der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt untersucht. Bei diesen Ausgrabungen konnten Erkenntnisse zur Anlage und zum Ausbau des Großsteingrabes sowie zur Nachnutzung in späteren archäologischen Perioden gewonnen werden.
Rekonstruktion des Megalithgrabes ›Küsterberg‹
Das Großsteingrab ›Küsterberg‹. Im Vorfeld der Rekonstruktionsarbeit, März 2025.
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Barbara Fritsch.
Auf Grundlage der Ausgrabungen kann der ›Küsterberg‹ heute folgendermaßen rekonstruiert werden: Die Ost-West ausgerichtete Grabkammer maß an der Außenseite elf Meter in der Länge und zwei Meter in der Breite. Sie bestand aus sieben Decksteinen mit einem Gewicht von insgesamt 13 Tonnen und 19 sogenannten Orthostaten (aufrechtstehenden Steinen), von denen je zwei an den Stirnseiten standen. Die Zwischenräume zwischen den einzelnen aufrechten Steinen war mit einem Trockenmauerwerk aus gebrochenen Grauwacken aufgefüllt. Der Kammerboden war mit dem gleichen Material gepflastert. Diese Kammer war von 16 Megalithen (›großen Steinen‹) umgeben, die jeweils in zwei Meter Abstand voneinander entfernt standen und eine Umfassung von etwa 16 Meter Länge und fünf Meter Breite bildeten. Die freien Bereiche zwischen den Steinen waren ebenfalls mit Trockenmauerwerk derselben Machart wie das der Grabkammer gefüllt. Der Eingang der Kammer befand sich etwa in der Mitte der Südseite der Anlage. Die gesamte Anlage war mindestens bis zur Höhe der Decksteine überhügelt, vermutlich wurde dafür das Material verwendet, das bei der Begradigung der kleinen Kuppe vor dem Grabbau abgetragen worden war. Der Bereich davor war in einem Radius von ungefähr vier Metern halbkreisförmig gepflastert. Im Bereich dieses Vorplatzes wurden Standspuren von mindestens drei freistehenden Megalithen dokumentiert, zwei von ihnen standen in der verlängerten Achse des Eingangs der Grabkammer.
Am Übergang von der späten Bronzezeit zur frühen Eisenzeit vor etwa 3.000 Jahren kam es zu einer massiven Störung des Grabes durch Menschen, die in die Anlage eindrangen. Dabei wurde ein Teil der Überhügelung abgetragen und ein Wandstein entfernt. Als Beleg für diesen Eingriff kann ein fast vollständig erhaltenes Vogel-Gefäß aus der Bronzezeit gewertet werden. Die letzten Nutzungsspuren, die im Rahmen der archäologischen Ausgrabungen festgestellt wurden, datieren in die Eisenzeit (600 bis 200 vor Christus).
Der Wiederaufbau des ›Küsterbergs‹
Das Aufsetzen der Decksteine auf Grundlage der Grabungsdokumentation.
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Barbara Fritsch.
Die durch die archäologischen Ausgrabungen gewonnenen Erkenntnisse dienten nun als Grundlage für die Rekonstruktion des Großsteingrabes. Im Frühjahr 2025 wurden die dafür nötigen Arbeiten durch die Stadt Haldensleben und unter Beteilung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt sowie zahlreicher Ehrenamtlicher durchgeführt. Mit schwerem Gerät wurden die Wand- und Decksteine in ihre ehemaligen Positionen zurückversetzt, per Hand Trockenmauern errichtet und die Grabkammer mit Kies aufgefüllt sowie der Eingang mit Steinen verschlossen.
Das wiederaufgebaute Großsteingrab ›Küsterberg‹ soll Besucherinnen und Besucher für die Region und ihre weit zurückreichende Geschichte begeistern. Durch die Wiedererrichtung wird sowohl dem 40 Kilometer langen Rundkurs ›4 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte‹ um Haldensleben als auch dem 80 Kilometer langen Aller-Elbe-Radweg eine neue Attraktion hinzugefügt.
Für die Menschen der vergangenen Jahrhunderte waren Megalithgräber Fixpunkte in der Landschaft und spielten im Volksglauben, in Sagen und Märchen eine bedeutende Rolle.
Meldung Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt