Es ist eine bekannte Tatsache, dass viele der wertvollsten archäologischen Funde aus dem Eis zufällig von Wanderern oder Alpinisten entdeckt wurden. Was ist also zu tun, wenn man im Sommer bei einer Bergtour in den Alpen auf einen Gegenstand auf oder nahe eines Gletschers oder Firnfeldes stößt? Zuerst sollte das Objekt fotografisch in möglichst unveränderter Lage sowie die nahe und weitere Umgebung dokumentiert werden, idealerweise mit einem Maßstab wie einem Taschenmesser, einer Person oder Ähnlichem. Anschließend sollte der Fundort auf einer Wanderkarte, per GPS oder mittels Smartphone lokalisiert und markiert werden, damit er später wiedergefunden werden kann. Optimal ist es, wenn zusätzlich auch eine Skizze angefertigt wird. Hieraufhin sind umgehend die entsprechende archäologische Fachstelle oder verantwortliche Behörde, bei menschlichen Überresten in jedem Fall auch die Polizei zu informieren.
Geborgen werden sollten Funde ausschließlich, wenn sie unmittelbar bedroht sind oder der Fundort nicht wiedergefunden werden kann.
Geborgene Gegenstände sollten bis zur Übergabe an eine Fachperson immer feucht und kühl/gefroren gelagert werden. Wichtig ist: Auch auf den ersten Blick sehr unscheinbare Objekte aus dem Eis können einen hohen wissenschaftlichen Wert besitzen!
Nützliche Links zu Ansprechpartnern und weiterführenden Informationen
Thomas Reitmaier, Kantonsarchäologe/Archäologischer Dienst Graubünden
Titelbild: Entdeckung und Bergung von Leichenteilen eines modernen Alpinisten auf dem Morteratschgletscher in der Schweiz im Sommer 2013. Foto: Kantonspolizei Graubünden
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