Birgit Schönau, langjährige Italienkorrespondentin der ZEIT, zeigt in ihrem aktuellen Buch, wie der Tiber das Leben in Rom bis heute bestimmt. Die Römer hatten dabei immer ein zwiespältiges Verhältnis zu ihrem Fluss.
Zum einen diente er seit der Antike als Quelle für Wasser – sei es als Trinkwasser oder zum Waschen. Die Strömung trieb Mühlen an und auch mit Fischen versorgte er seine Anwohner. Dabei diente er gleichzeitig als Abwasserkanal, denn die berühmte Cloaca Maxima entließ den Unrat der Stadt in den Tiber. Und auch die schmutzigen Werkstätten von Färbern, Gerbern oder Metzgern lagen direkt am Fluss. Zum anderen trat er regelmäßig über die Ufer und hinterließ oft eine Spur der Verwüstung. Denn er ließ sich jahrhundertelang nicht wirklich bändigen und forderte immer wieder Todesopfer.
Auch in den Alltag der Römer im Laufe der Jahrhunderte gibt uns Schönau spannende Einblicke. Wie lebten Arm und Reich? Wie sah die Hygiene aus? Wie gingen die Römer mit ihrem Müll um? Lange Zeit vergnügten sich die Anwohner auch beim Schwimmen, Spazierengehen oder dem Besuch von Restaurants und Cafés in und am Tiber. Bis man den Fluss gegen Ende des 19. Jh. mit hohen Kaimauern regulierte und den Römern damit die Sicht auf ihren Fluss nahm. Erst ein vor einigen Jahren angelegter Radweg am Ufer ließ den Tiber wieder stärker ins Bewusstsein der ewigen Stadt treten.
Das letzte Kapitel widmet sich der Rezeption des Flusses in Malerei, Literatur und in Filmen. Im Anhang stellt die Autorin alle Brücken über den Tiber vor. Eine Zeittafel, Karten und ein umfangreiches Literaturverzeichnis runden dieses äußerst informative Buch ab.