Die Welt am Bosporus

Johannes Preiser-Kapeller schreibt eine neue, globalisierte histoire croisée des mittelalterlichen Römerreichs am Bosporus und verzichtet dabei auf Kunstbe- griffe wie «byzantinisch» oder «Byzanz», die nicht dem Selbstverständnis der Zeitgenossen entsprachen. Das Buch ist Teil der Reihe «C.H. Beck Geschichte der Antike» und vertritt mit Blick auf Thomas Bauers Buch «Warum es kein islamisches Mittelalter gab?» von 2018 den Anspruch weitgehender Kontinuitäten des Römischen Reiches über die Spätantike hinaus. Anschaulich werden Entwicklungen in der Spätantike, der sog. mittel- und spätbyzantinischen Zeit beschrieben und auch neuere Forschungsaspekte aufgenommen.

Das Buch profitiert davon, das der Autor von einer rein kulturhistorischen und politischen Geschichtserzählung zuweilen absieht und auch sozial-, religions- und wirtschaftsgeschichtliche Perspektiven sowie archäologische Befunde in seine Erzählung miteinbezieht. Die Erzählung erfolgt vor einem globalisierten Hintergrund und wichtige Ereignisse innerhalb des Reiches werden konsequent auch in Zusammenhang mit anderen afro-eurasischen Imperien wie China, dem arabischen Kalifat oder poströmischen regna im Westen beleuchtet. Preiser-Kapeller spannt den Bogen gekonnt von der konstantinischen Dynastie über die zahlreichen Kriege gegen Araber, Slawen und Bulgaren bis zu den Kreuzzügen und den anschließenden Konflikten mit dem lateinischen Westen. Zudem zeigt er auf, dass interne Machtkämpfe, Putsche und Aufstände im Reich einen bedeutenden Anteil am allmählichen Ende der Vormachtstellung im Mittelmeerraum hatten.

Das Buch endet zunächst im biblischen Jahr 1453 mit der Eroberung von Konstantinopel durch Mehmet II., zieht dann aber die Rezeption des Römerreichs im Osten bis in die Neuzeit weiter, als europäische Herrscher sich noch vereinzelt auf das neue Rom am Bosporus beriefen.

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Byzanz. Das neue Rom und die Welt des Mittelalters
Johannes Preiser-Kapeller

ByzanzDas Neue Rom und die Welt des Mittelalters

352 S., mit 9 Karten und 8 Abb., € 22,– (D). C. H. Beck, München 2023.