In «Die Heldinnen von Troja. A Thousand Ships» erzählt Natalie Haynes die bisher unsichtbar gebliebenen Geschichten der Frauen, die in den Trojanischen Krieg verwickelt waren. Die Autorin wirft ihren Blick auf die Gedanken- und Gefühlswelten der trojanischen und griechischen Frauen, die sich ihrer prekären Situation im Krieg immer bewusst sind.
In kurzen Kapiteln lässt Haynes die vielfältigen Frauenfiguren zu Wort kommen: Von den Göttinnen Athene, Aphrodite und Hera, die mit ihrem Streit um den goldenen Apfel die ganze Tragödie ins Rollen bringen, über Penelope, die mal traurig, mal wütend auf die Heimkehr ihres Mannes Odysseus wartet, bis hin zu Hekabe, der Königin von Troja, die ihre Familie verliert und auf Rache sinnt.
Inspiriert vom Stoff verschiedener literarischer Werke der Antike und Erkenntnissen der Archäologie, erzählt Haynes ihr eigenes Epos und stellt die zweifelhafte Heldenhaftigkeit der Männer, die im Trojanischen Krieg kämpfen und töten, grundlegend infrage. «Ist das das einzige Maß an Größe? So viele Menschen umzubringen, dass man sie nicht mehr zählen kann?» fragt Briseis, Prinzessin von Lyrnessos, die von Achill versklavt wurde, nachdem er ihre Stadt zerstört hatte.
Wer sind die Frauen, die von ihren Ehemännern, Vätern und Brüdern für den Kampf auf dem Schlachtfeld verlassen werden? Die inmitten des Chaos, das sie umgibt, ihre Mütter, Schwestern und Kinder zu schützen versuchen? Wie tragen sie Sorge füreinander? Schonungslos und einfühlsam beleuchtet Natalie Haynes, wie sich die Heldinnen von Troja in einem Geflecht patriarchaler Gewalt bewegen und ihre begrenzten Handlungsspielräume nutzen, die ihre Kontexte ihnen gewähren.
Natalie Haynes Epos eignet sich für alle Interessierten antiker Mythologie. Ein bewegendes Buch, das den mythologischen Rahmen des Trojanischen Krieges um eine feministische Perspektive erweitert.