Die östlichen Provinzen des Imperium Romanum hatten nicht nur große wirtschaftliche Bedeutung, sondern übten auch einen enormen Einfluss auf die Geistes- und Kulturgeschichte der Antike aus. Christian Marek hat eine umfassende Darstellung des römischen Orients vorgelegt, in der er sich bemüht, die Geschichte dieser Weltgegend aus ihrer langen kulturellen Tradition sowie aus der Perspektive der seit dem Hellenismus dominierenden griechischen Poliskultur zu verstehen.
Seine Darstellung holt weit aus und beginnt bei den bronzezeitlichen Hochkulturen – erst ab Seite 95 betreten die Römer die Bühne. Im Folgenden beschreibt er, wie Rom die Macht über jene Region erlangte, und verfolgt deren Geschicke bis in das 7. Jh. n. Chr., wobei er innenpolitische Ereignisse genauso in den Blick nimmt wie die Auseinandersetzungen mit Parthern und Sassaniden. Immer wieder treten auch wichtige Orte oder Persönlichkeiten in den Fokus. Besonders verdienstvoll ist es, dass auch Gegenden behandelt werden, die in gängigen Überblicksdarstellungen meist keine Berücksichtigung finden (z. B. die Reiche am Kaukasus).
Ausführlich widmet er sich auch kulturhistorischen Themen wie Agonistik, Literatur, Philosophie oder Rhetorik (zweite Sophistik). Besonderes Augenmerk liegt auf der Religionsgeschichte und insbesondere dem frühen Christentum, wobei sich Marek der theologischen Dispute genauso annimmt wie des Wirkens der Kirchenväter, des ägyptischen Mönchstums oder der syrischen Asketen. Der Autor bietet eine Fundgrube an interessanten und wissenswerten Details, wobei die Flut an Informationen die Lektüre bisweilen mühsam macht. Hier wäre an einigen Stellen weniger vielleicht mehr gewesen. Dennoch: Dieses gelehrte und mit mehr als hundert Schwarzweißabbildungen ausgestattete Buch sucht seinesgleichen und ist daher allen zu empfehlen, die sich für die Kulturgeschichte des Imperium Romanum und des Vorderen Orients interessieren.