Der Historiker Roman Köster hat ein ambitioniertes Vorhaben umgesetzt – Müll als globales Problem von der Vorgeschichte bis in die Gegenwart auf nur 442 Seiten zu erfassen. Er präsentiert einen gelungenen Überblick des Umgangs der Menschen mit allem, was sie als nutzlos und wertlos betrachteten. Das Werk ist in drei «Epochen» gegliedert: Vormoderne, Industriezeitalter und Massenkonsum. Die Vormoderne wird am kürzesten behandelt, was mitunter auf die dünnere Quellenlage zurückzuführen ist. Köster identifiziert die Sesshaftwerdung als den Beginn der Abfallgeschichte, räumt jedoch ein, dass bereits zuvor Unbrauchbares entsorgt wurde. Er grenzt sich geschickt von Themenfeldern ab, um in seiner Erzählung stringent zu bleiben. Dennoch führt der Autor rasche Zeit- und Ortswechsel durch, die bei dieser diachronen und geographischen Breite wohl kaum vermeidbar sind.
Köster legt den Schwerpunkt auf die heutige Müllgesellschaft und den Massenkonsum seit dem Zweiten Weltkrieg. Er räumt mit Vorurteilen auf, indem er eine moralische Überhöhung der Vergangenheit vermeidet – statt auf ethischen Überzeugungen basieren die Recyclingpraktiken vormoderner Kulturen auf Notwendigkeit. Er hebt zu Recht den Wert des Mülls sowie des Wiederverwerteten als Informationsquellen über vergangene und gegenwärtige Gesellschaften hervor, insbesondere im Hinblick auf die Nicht- Eliten. Der Autor schließt mit einem umfassenden Literaturverzeichnis, Sachregister und Anmerkungsapparat ab, so schafft er ein relevantes Nachschlagewerk für Fachnutzerinnen und Fachnutzer.
Das Buch vermittelt die Dringlichkeit der Müllproblematik eingehend und fundiert, ohne zu predigen. Es ist ein Beispiel dafür, wie aktuelle Themen durch einen historischen und archäologischen Tiefschnitt bis in die Vorgeschichte vermittelt werden können.