Geschichtsschreibung im Wandel der Zeit

Das Buch beschäftigt sich mit der kriti- schen Hinterfragung von wissenschaftlichen Darstellungen politischer und gesellschaftlicher Ordnungen im Alten Orient. Diese sind zwangsläufig dem Zeitgeist unterworfen, welcher besonders im Nachhinein deutlich hervortritt. In dem Buch geht es um die Frage, inwieweit Darstellungen von geschichtlichen Ereignissen bewusst instrumentalisiert oder durch Manipulation verzerrt wurden. In der Einführung werden als Beispiele die altägyptische «Arbeiterbewegung» (Wilhelm Spiegelberg 1894) und das «Königtum in Mesopotamien» (Kaiser Wilhelm II. 1938) angerissen, die jeweils durch die Epochen, die geopolitische Situation sowie die persönlichen Vorlieben und Ansichten der Autoren geprägt sind. In neun Fallbeispielen, die beiden oben genannten eingeschlossen, stellt der Autor Thesen von Wissenschaftlern vor – wobei Kaiser Wilhelm II. zu Recht als Dilettant bezeichnet wird. Themen sind unter anderem Echnaton und sein «Monotheismus» sowie Alexander der Große und das «Griechentum». Gertzen beschreibt ausführlich das zeitgeschichtliche Umfeld der jeweiligen Autoren und weist deren, oft aufgrund ihres persönlichen Lebenslaufes, unterschiedliche Färbungen und Tendenzen bei der Interpretation altorientalischer Quellen nach.

Der Autor stellt bei seinen Beispielen zu Recht die Frage, inwieweit unreflektierter Zeitgeist und bewusste politische Einstellungen die Interpretationen der Wissenschaftler – und damit auch die Fach- und Populärliteratur – geprägt haben. Es ist ein insgesamt inkonstantes Thema, denn wir sind heute ebenfalls durch einen Zeitgeist geprägt, auch wenn wir vermeintlich denken, alle Sichtweisen mit einzubeziehen und einen neutralen Blick zu haben. Wie wird man in 50 Jahren die heutige «kritische » Herangehensweise bewerten? Das Buch bietet durch die schlaglichtartigen Beispiele einen vielfältigen Blick auf das Thema Geschichtsschreibung und sensibilisiert für ein genaueres Hinschauen.

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