Harem, so nannte man früher einen speziellen Bereich des ägyptischen Königshofs. Heute verwendet man den Begriff in der Forschung nicht mehr. Die soziale Gruppe, die gesondert im Palast lebte und die Königsgemahlinnen, deren Kinder und Hofdamen umfasste, wird heute als «erweiterte Königsfamilie» bezeichnet. Im zweiten Band der Adolf-Erman-Vorlesungen stellt die Ägyptologin Susanne Bickel ihre Forschung zu den Frauen am Königshof von Amenhotep III. vor, der im 14. Jh. v. Chr. über Ägypten herrschte. Die Selbstinszenierung des Pharaos gibt umfassend Auskunft über sein Leben.
Im Gegensatz dazu ist über seine Familie kaum etwas bekannt. Dabei soll der Pharao mit über 300 Frauen verheiratet gewesen sein. Der König setzte auf eine rege Heiratspolitik, um Macht und Einfluss sukzessive zu vergrößern. Viele dieser Frauen kamen aus fernen Ländern. Prinzessinnen aus den Reichen Mittani und Babylon gehörten zur Königsfamilie. Um zu klären, wer zur erweiterten Königsfamilie der Pharaonen gehörte und welche Stellung und Funktion sie am Hof hatten, führt Bickel die Leserschaft zunächst in die Struktur der ägyptischen Königshöfe ein. Da die Königsfamilie isoliert vom Rest der Palastgemeinschaft in einer eigenen Lebens- und Kultgemeinschaft lebte, gibt es kaum Informationen über sie. Eine Quelle bildet die Palastanlage, den die Gruppe bewohnte. Bickel bezieht in ihrer Studie v. a. ihre aktuellen Ausgrabungen aus dem Tal der Könige und der Thebanischen Nekropole ein. Insbesondere das Gemeinschaftsgrab KV 40 wurde von der Ägyptologin diesbezüglich näher untersucht. Bickel bietet Einblicke in einen Themenkomplex, der von der populärwissenschaftlichen Literatur kaum behandelt wird. Obwohl sich das Buch an eine breite Personengruppe richtet, ist es wissenschaftlich fundiert verfasst. Zahlreiche Quellen und eine reiche Bebilderung machen es auch für das Fachpublikum lesenswert.