Frauen wird in der Geschichte der Archäologie oft wenig Beachtung geschenkt, und wenn, dann wird ihr Beitrag als Ehefrauen oder Verwandte «großer» Archäologen oder in administrativen Funktionen hervorgehoben. Dieser Band widmet sich zwölf europäischen und amerikanischen Frauen, ohne die die ägyptische Archäologie und Ägyptologie im späten 19. und frühen 20. Jh. sich wohl kaum so rasch entwickelt hätten. Von jahrelangen Ausgrabungen über die Finanzierung von Vereinigungen und Lehrstühlen sowie die Popularisierung durch Vortragstouren und Bücher leisteten diese Frauen grundlegende Arbeit zur Entwicklung und Anerkennung der Archäologie als Wissenschaft. Sheppard hebt zudem die Wichtigkeit der persönlichen Beziehungen zwischen diesen Frauen – mehrere von ihnen lebten und arbeiteten jahrelang als Paare zusammen – hervor.
Diese Geschichten verdienen ein breites Publikum und der Band wendet sich explizit an ein solches durch leicht zugängliche Sprache und die Erklärung von Fachbegriffen. Sheppard ist eine gute Erzählerin und erweckt ihre Charaktere durch die intensive Auseinandersetzung mit ihren Archivalien zum Leben. Mit der Forschungsgeschichte und der Geschichte Ägyptens Vertrauten bietet der Band aber wenig Neues, inhaltlich wie auch methodologisch. Die Autorin ordnet die geschilderten Ereignisse in Bezug auf die Archäologie nur am Rande in historische Zusammenhänge ein und diskutiert weder frauengeschichtliche, feministische noch queere Geschichten oder Ansätze, um ihre Arbeit in ein breiteres Geschichtsfeld einzuordnen. Auch finden ägyptische oder osmanische Archäolog:innen – breit gefasst als alle Mitarbeiter auf einer Grabung, vom Wasserträger bis zum Vertreter der Antiquitätenbehörden – nur in Nebensätzen Erwähnung. So bleibt die Archäologie in Ägypten in der populären Vorstellung ein westlichen Forscher:innen vorbehaltenes Privileg ohne zeitgeschichtliche oder geopolitische Einordnung.